Karl Nolle, MdL
Sächsische Zeitung, Seite 1, 05.02.2005
Sachsen-LB versteckt hohe Kreditrisiken
Landesbank. Sachsens größtes Kreditinstitut hat auf fragwürdige Weise hohe Risiken ausgelagert.
Dresden/Leipzig/Hamburg. Die Landesbank Sachsen Girozentrale (Sachsen LB) hat Risiken aus wackligen Krediten für Immobilien in dreistelliger Millionenhöhe ausgelagert – und ist dafür einem Hamburger Millionär weit entgegengekommen.
Vor zwei Jahren suchte das Geldhaus nach Möglichkeiten, „Wertberichtigungen im Immobilienportfolio zu vermeiden beziehungsweise zu verringern“. Einen Partner dafür fand sie in der Tegernsee-Immobilien- und Beteiligungs-AG (TAG), deren Vorstandschef der Hamburger Immobilienunternehmer Lutz Ristow ist. Bank und TAG gründeten daraufhin die Firma Real, die wacklige Immobilienkredite der Landesbank übernahm. So verschwanden Finanzierungsrisiken aus der Bankbilanz und belasten auch nicht deren Jahresergebnis. Doch das Geschäft mit Ristow war an Bedingungen geknüpft.
In Bankunterlagen heißt es: „Um den Fortgang der Verhandlungen nicht zu gefährden“, habe Sachsen-LB-Vorstand Rainer Fuchs entschieden, dass das Prüfungsrecht des Rechnungshofs „entfallen kann“. Ferner musste die Real dafür herhalten, damit Ristow selbst sich zweier finanziell wackliger Immobilien entledigen konnte. Es handelt sich dabei um ein Bürohaus in der Königsbrücker Straße in Dresden sowie das Reclam-Carree in Leipzig. Das Urteil der Kreditexperten der Bank darüber: „Der Kaufpreis ist unter Berücksichtigung heutiger Verkehrswerte völlig überhöht.“ Ristow hatte der Landesbank 76,147 Millionen Euro in Rechnung gestellt. Das sei nicht vertretbar, so die Kreditexperten. Lediglich geschäftspolitische Erwägungen rechtfertigten eine Befürwortung.
Sachsen-LB-Sprecher Frank Steinmeyer bestätigte, dass die Real die Immobilien erworben hat. Deren wirtschaftliches Risiko trage Ristow aber selbst. Aus Sachsens Finanzministerium hieß es, Vermutungen zu unüberschaubaren Risiken entbehrten jeder Grundlage.
Von Ulrich Wolf