Karl Nolle, MdL
DNN/LVZ, 05.03.2005
Ehemaliger Rechtsterrorist in NPD-Diensten in Sachsen
Dresden. Der NPD-Landtagsabgeordnete Klaus-Jürgen Menzel sorgt erneut für Negativ-Schlagzeilen in Sachsen. Ging es im Vorfeld um dubiose Jagdreisen und Ärger mit Parteibeiträgen, so ist es jetzt sein Umfeld. Grund: Menzel beschäftigt einen als Rechtsterrorist verurteilten NPD-Kader als Mitarbeiter im Wahlkreis. Dabei handelt es sich um den bundesweit bekannten Altaktivisten Peter Naumann, den das Oberlandesgericht Frankfurt/Main bereits im Oktober 1988 zu einer Haftstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt hatte - wegen eines Sprengstoffanschlags. Das hat bereits den Bundesverfassungsschutz beschäftigt.
Laut Bericht der Ermittler fand das Attentat in Italien nahe Rom statt und richtete sich gegen eine Gedenkstätte für die Opfer einer Geiselerschießung durch die Nazis im Jahre 1944. Neben Naumann wurde auch ein zweiter Angeklagter verurteilt - zu einem Jahr auf Bewährung. Darüber hinaus war Naumann, der bereits in den 70er Jahren in die NPD-Jugendorganisation JN eintrat, an der "Verabredung zu Sprengstoffanschlägen" gegen Sendeanlagen beteiligt. Dabei ging es um die bevorstehende Ausstrahlung der Fernsehserie "Holocaust", die der Rechtsextremist offensichtlich verhindern wollte. Hinzu kommen mehrere andere Delikte, darunter versuchte Gründung einer terroristischen Vereinigung sowie Verstoß gegen das Waffengesetz.
Endgültig für Furore sorgte Naumann, als er 1995 zehn geheime Erddepots in Niedersachsen und Hessen ans Bundeskriminalamt übergab. Dabei wurden insgesamt fast 200 Kilogramm Sprengstoff, drei Schusswaffen, Handgranaten, Minen und eine größere Menge Munition sichergestellt. Seitdem gibt sich Naumann geläutert, bekennt sich zur so genannten "kämpferischen Gewaltfreiheit". Laut Verfassungsschutz ist dies aber taktisch motiviert. So habe Naumann nach der Aktion in einem Szene-internen Interview klargestellt: "Die Übergabe meiner Depots war nicht Ausdruck einer pazifistischen Gesinnung, sondern eine zum jetzigen Zeitpunkt notwendige politische Maßnahme."
Naumann gründete 1985 die "Arbeitsgemeinschaft Nationaler Verbände/Völkischer Bund". Doch auch in Sachsen ist er bereits länger aktiv. So referierte er beim Pressefest der Deutschen Stimme 2004 über das Thema "Deutschland im Würgegriff seiner Feinde - Perspektiven des Widerstands".
Der NPD-Abgeordnete Menzel fiel zuletzt auf, weil er Ende November vergangenen Jahres vor Gesinnungsgenossen in Pirna meinte: "Und wie hat der Führer gesagt? 'Ein Karat härter als der Feind, das bringt den Sieg.'" Auch er wurde bereits rechtskräftig verurteilt, zwei Jahre auf Bewährung wegen Untreue. Menzel hatte für Tausende Euro Jagdreisen an Kunden vermittelt - ohne Genehmigung. In der NPD ist der 64-Jährige aus der Umgebung von Niesky ebenfalls umstritten, nachdem er mit Parteibeiträgen lasch umgegangen war.
von Jürgen Kochinke