Karl Nolle, MdL
Sächsische Zeitung, 11.01.2001
Biedenkopf: Berghofer ungeeignet
Stüdemann macht eine Bewerbung von Oppositionsparteien abhängig
DRESDEN/DORTMUND. Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) glaubt nicht an eine Kandidatur des letzten SED-Oberbürgermeisters von Dresden, Wolfgang Berghofer, für das Amt des Oberhauptes der sächsischen Landeshauptstadt. "Wenn die SPD einen überzeugenden Kandidaten hätte, gäbe es in der SPD keinen Streit über diese Frage", sagte Biedenkopf gestern der SZ. Berghofer habe seit langem andere Aufgaben gefunden, erklärte der CDU-Politiker weiter. "Für das Amt des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt fehlen ihm die Erfahrungen und die Kenntnisse, die man braucht, um eine Großstadt in Zeiten von Demokratie und Marktwirtschaft zu führen." Zu den Chancen des Amtsinhabers Herbert Wagner (CDU) bei den am 10. Juni stattfindenden Oberbürgermeisterwahlen sagte Biedenkopf: "Herbert Wagner war trotz jahrelang schwieriger Mehrheitsverhältnisse ein sehr erfolgreicher Oberbürgermeister." Er habe sich damit auf hervorragende Weise für seine erneute Kandidatur qualifiziert.
Unterstützung zugesagt
Unterdessen hat der ehemalige Dresdner Kulturdezernent Jörg Stüdemann, der zurzeit in gleicher Funktion in Dortmund arbeitet, indirekt Spekulationen bestätigt, wonach er möglicherweise als parteiloser Bewerber ins Rennen geht. Seine Kandidatur, so sagte Stüdemann gestern, hänge davon ab, inwieweit sich die Parteien, die Wagner ablösen wollen, "zu einer Position durchringen". Deren gegenwärtige starke Ausrichtung auf Berghofer sei "irritierend", weil in die Vergangenheit gerichtet. Das große Interesse, das dagegen viele Dresdner Bürger an seiner Kandidatur haben, sei für ihn höchst ehrenwert. Der 44-jährige Stüdemann war monatelang der gemeinsame Wunschkandidat der Dresdner Oppositionsparteien gegen den Amtsinhaber Wagner, der erneut für die CDU kandidiert. Nachdem sich Stüdemann für einen Posten als Dezernent in Dortmund entschieden hatte, zerbrach die Einigkeit von PDS, SPD und Bündnisgrünen in der Landeshauptstadt. Erst dann kam Berghofer ins Spiel. Dass Stüdemann nun möglicherweise doch für das Amt des Oberbürgermeisters in Dresden kandidiert, wurde gestern von Vertretern aller Oppositionsparteien begrüßt. "Inhaltlich haben wir nichts gegen ihn einzuwenden", sagte PDS-Bundestagsabgeordnete Christine Ostrowski. Die Bündnisgrünen erklärten in ihrer gestrigen Mitgliederversammlung, den ehemaligen Dezernenten zu unterstützen.
(SZ)