Karl Nolle, MdL
Dresdner Morgenpost, 18.03.2005
Landesbank-Vorstände wegen Untreue angezeigt
LEIPZIG - Erneut müssen sich Staatsanwälte mit der Sächsischen Landesbank (SLB) befassen. Ein Rechtsanwalt hat die geschassten SLB-Vorstände Michael Weiss und Rainer Fuchs wegen Untreue angezeigt. Es geht um faule Immobiliendeals bei einem Tochterunternehmen.
In seiner am Dienstag verfassten Strafanzeige macht der Pirnaer Anwalt Hans Hüsken die Ermittler auf zwei ominöse Grundstücksgeschäfte der Real Immobilien GmbH aufmerksam. An dieser Firma hält die SLB über ein Tochterunternehmen 49 Prozent, weitere 49 Prozent gehören der privaten Tegernsee Immobilien- und Beteiligungs AG (TAG).
2003 erwarb die Real von einer Firma, die im Mitbesitz von TAG-Großaktionär Lutz Ristow ist, zwei Problemimmobilien - das Leipziger Reclam-Karree und das Dresdner Bürohaus Königsbrücker Straße 17. Laut Hüsken kaufte Real die nur schlecht vermieteten Büroburgen zu völlig überzogenen Preisen, die teilweise über dem 50fachen der Jahresnettomiete liegen. Für den Anwalt ein klarer Fall von Untreue.
Für beide Objekte sollen von der SachsenLB zudem Kredite in Höhe von 76,14 Mio. Euro gewährt worden sein, davon 57 Mio. ungesichert. Nach Erkenntnissen von Anwalt Hüsken soll der Deal auf Betreiben der SLB-Vorstände Weiss und Fuchs ohne Zustimmung des Kreditausschusses der Bank abgewickelt worden sein.
Oberstaatsanwalt Andreas Feron bestätigte gestern den Eingang der Anzeige. Die SachsenLB hatte am Abend noch keine Kenntnis davon. „Diese Immobiliengeschäfte waren bereits Gegenstand zweier Wirtschaftsprüfungen und sind nicht beanstandet worden. Die Kredite werden bedient, einen Wertberichtigungsbedarf gibt es nicht", erklärte SLB-Sprecher Frank Steinmeyer auf Morgenpost Anfrage.
Unterdessen hat der Präsident des Deutschen Sparkassenverbandes, Dietrich Hoppenstedt, das Überleben der SachsenLB infrage gestellt. „Die Bank kann in der bisherigen Struktur so nicht weiter bestehen", meint der Experte. Als Überlebensmodelle schlug Hoppenstedt eine engere Verzahnung mit den Sparkassen bzw. einen Zusammenschluss mit einer anderen Landesbank vor. -bi.-