Karl Nolle, MdL
Dresdner Morgenpost, 12.04.2005
SachsenLB-Skandal: Banker gesteht Fälschung
DRESDEN - Nun also doch: Ein Ex-Mitarbeiter der SachsenLB hat jetzt entgegen früheren Aussagen einen Betrug gestanden. Er habe ein Dokument gefälscht, mit dem die Landesbank einen Prozess gewinnen wollte.
In einem millionenschweren Rechtsstreit mit der Tutzinger Industrie- und Immobilienleasing GmbH (TIL) wollte die SachsenLB mit dem Dokument beweisen, die Beteiligung an einem Tochterunternehmen fristgerecht angezeigt zu haben. Die Bank verlor den Prozess, weil das Oberlandesgericht Dresden die Echtheit der präsentierten Urkunde bezweifelte. Die Affäre kam ins Rollen. Bisher bestritten alle Beteiligten auch gegenüber der Staatsanwaltschaft Dresden, etwas von der Fälschung zu wissen - auch Thomas K., bis Ende 2003 Mitarbeiter von SachsenLB-Vorstandsbüroleiter Christian Spieker.
Gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft Dresden wegen des Verdachts der uneidlichen Falschaussage. „Das Verfahren entwickelt jetzt Dynamik", sagt Staatsanwalt Christian Avenarius. Denn K. gestand seinen Anwälten in Frankfurt/Main, das strittige Dokument „auf Anweisung der Verantwortlichen gefertigt und rückdatiert" zu haben. Wer „die Verantwortlichen" sind, ließ K. offen. Doch SPD-Chefaufklärer Karl Nolle glaubt zu wissen, wer's war, und behauptet: die Anfang März geschassten SachsenLB-Vorstände Michael Weiss und Jürgen Fuchs. Letzterer hatte die strittige Urkunde unterzeichnet. „Der Ex-Vorstand der SachsenLB ist krimineller Methoden überführt", erklärte Nolle gestern. „Ein in Deutschland einmaliger Skandal."
Sollte sich der Verdacht bewahrheiten, müssten Weiss und Fuchs auf viel Geld verzichten. Denn so lange ihnen keine Straftat nachzuweisen ist, erhalten sie trotz Abberufung bis 2007 ihr volles Vorstandsgehalt. Fuchs und Weiss waren gestern für die Morgenpost nicht erreichbar.
Von Stefan Locke