Karl Nolle, MdL

BILD Zeitung, 22.01.2001

Der Berghofer-Achterbahn

Immer gabs Probleme mit der Ehrlichkeit
 
DRESDEN. Dresdens früherer SED-Bürgermeister Wolfgang Berghofer (57) ist geschmeichelt. Viele würden ihn gern wieder auf dem OB-Sessel (Grundgehalt 13700 Mark) sehen. Jetzt wird überall diskutiert: Darf ein Ex-SED-Bonze wieder politische Karriere machen? (Bild berichtete).
Die Berghofer-Achterbahn – und immer gabs Probleme mit der Ehrlichkeit:

Der SED-Funktionär. 1964 trat der gelernte Maschinenbauer und studierte Historiker in die SED ein. Steil Karriere bis zum FDJ-Abteilungsleiter im Zentralrat. Die Stasi warb ihn als IM „Falk“ an. 1981 beendete sie die Zusammenarbeit wegen „Unehrlichkeit“. Berghofer musste in die Provinz.

Der Reformer. Als „Bergatschow“ 1987 Partnerschaft mit Hamburg. 1989 einer der ersten SED-Funktionäre im Dialog mit Andersdenkenden. 1990 Austritt aus der SED/PDS und Fühler zur SPD ausgestreckt. Abgelehnt, die neuen Genossen glaubten nicht an seine Ehrlichkeit.

Der Wahlfälscher. 1992 wegen Wahlfälschung zu 1 Jahr Haft auf Bewährung und 36000 Mark Geldstrafe verurteilt. Die Berufung durch Berghofers Anwalt Otto Schily (heute Bundesinnenminister) blieb erfolglos. Die Richter hielten ihn für unehrlich.

Der Unternehmer. 1990 vermittelte Jenaoptik-Chef Lothar Späth Berghofer einen Job als Generalbevollmächtigter der Stuttgarter Häussler-Gruppe (u. a. Bürosysteme) 1992 ging sie auf Distanz. Grund: Probleme mit der Ehrlichkeit Berghofers wegen seiner Stasikontakte.
(Klaus Behling)