Karl Nolle, MdL
Dresdner Morgenpost, 22.06.2005
Metz' Gaben
Kommentar von Gerhard Jakob
Wie heißt's so schön in der Bibel? „Geben ist seliger als Nehmen" (LUKAS, 20,35). Christdemokrat und Finanzminister Horst Metz hat als bibelfester Pragmatiker die Jesus-Weisung für sich ganz offenbar um ein dynamisches „es kommt darauf an" ergänzt.
Wenn es also darum geht, der Not leidenden Landesbank schnell mal 300 Millionen Euro zuzuschustern, ist sich Sachsens oberster Kämmerer nicht zu schade, den mühsam angesparten Grundstock für die gute Tat auszuräumen.
Nun rechnet Chefinquisitor im Landtag Karl Nolle vor, dass dies ungefähr der Summe entspricht, der die Landesbank durch Verschwendung, hasardeurartiger Spekulation und anderer Fehlleistungen ihres Führungspersonals verlustig gegangen ist. Dies lässt problemlos den Schluss zu: Das „Selige" an Metz' milder Gabe besteht vor allem darin, politisches wie menschliches Versagen in der Staatsregierung notdürftig auszubügeln.
Zeitnah zur 300-Millionen-Stütze fällt eine andere Entscheidung des Finanzministers. Quasi ex cathedra verkündete Sachsens Schatullenhüter, dass er auch dem gemeinen Bürger etwas geben wolle. Nämlich die Gelegenheit, mit kleinen Beiträgen den klammen Staatsbeutel wieder zu füllen. Und zwar mittels Eintritt in den Pillnitzer Schlosspark, der seit Menschengedenken frei zugänglich war. Dass er sich damit einfach über eine mühsam abgerungene Vereinbarung im Landtag hinwegsetzte, mag ein Feudalreflex gewesen sein, der Christdemokraten nach dem Verlust der absoluten Mehrheit im Lande noch bisweilen überfällt.
Aber was soll's. Zwei Euro Grundpreis pro Nase für ein bisschen Schlosspark sind zwar nicht die Welt. Aber Minister Metz weiß: Kleinvieh macht auch Mist. Bei rund 4 Millionen Sachsen muss nur jeder Bürger rund 38-mal nach Pillnitz reisen und seinen Obolus entrichten - und schon sind die 300 Millionen wiedereingespielt. So einfach kann das Finanzgeschäft sein. Dass Minister Metz dabei irgendwie zu den Nehmenden gehört? Nun ja, das gehört zum Berufsrisiko eines Kämmerers.