Karl Nolle, MdL
DNN/LVZ, 11.07.2005
PDS neu verpackt
Dresden. Der Start der PDS Sachsen in ihren entscheidenden Parteitag hätte kaum schlechter ausfallen können. In der wegen des erwarteten Medieninteresses extra angemieteten Messehalle in Dresden war das Scheitern des Promi-Coups allgegenwärtig: Wo im Blitzlichtgewitter der Schauspieler Peter Sodann die Herzen im Sturm hätte erobern sollen, stand am Samstag für die hinteren Reihen kaum mehr sichtbar die Parteivorsitzende Cornelia Ernst am Mikrofon und versuchte zu retten, was zu retten war.
Kein Gedränge, kein Star, nur hallende Akustik in einem großen Betonbunker.
Doch keine zwei Stunden später kippte die Stimmung. Beifall brandete auf, mancher Delegierte konnte es selbst nicht recht fassen, wofür er gerade die Hand gehoben hatte: Mit nur einer Gegenstimme wurde die Umbenennung der Partei in "Die Linkspartei. PDS Sachsen" besiegelt. "Der Traum von Zusammengehen der Linken kann nun wahr werden", sagte Ernst euphorisch: "Das ist der Grundstock einer neuen linken Partei." Die Vorsitzende rief die Mitglieder zur Geschlossenheit auf: "Lassen wir uns nicht auseinander dividieren." Es komme auf den Zusammenhalt und die Solidarität mit den Kandidaten an. "Wir sind erst am Anfang eines gnadenlosen Wahlkampfs." Die Partei, die in Umfragen im Osten bei bis zu 30 Prozent liege, sei ein mächtiger und unliebsamer Faktor, so Ernst.
Die Anwesenden schienen den Aufruf zu beherzigen. Mit über 89 Prozent der Stimmen wurde Katja Kipping als neue Spitzenkandidatin bestätigt. Die wehrte sich gegen den Vorwurf, nur die Ersatzkandidatin zu sein: "So sehr ich Sodanns Weggang bedauere - so oder so bekommen wir eine erste Wahl als Team", betonte Kipping. Durch gezielte Abwerbung schaffte es die PDS, anderen Parteien hochkarätige Mitglieder abzuziehen: Die Ex-SPDlerin und DGB-Vorsitzende in der Region Vogtland-Zwickau, Sabine Zimmermann, wurde hinter dem WASG-Bundesvorstand Axel Troost auf Platz 3 der offenen Liste gewählt. Monika Knoche, die für die Grünen bis 2002 als Gesundheitsexpertin im Bundestag saß, kam auf Platz 7 der Landesliste. Zimmermann sagte, sie lasse sich von der SPD "nicht mehr verbiegen und benutzen". Die Sozialdemokraten stünden mit ihrer unsozialen Politik nicht mehr für die breite Masse der Gesellschaft: "Viele denken genau so. Ich gebe der SPD in Sachsen maximal 15 Prozent", so Zimmermann.
Ellen Großhans