Karl Nolle, MdL
Dresdner Morgenpost, 11.07.2005
Nur ein Delegierter wollte sich nicht von der PDS trennen
CHEMNITZ/DRESDEN/REICHENBACH - Wer soll für Sachsen in den Bundestag ziehen? Am Wochenende wählten FDP. PDS und SPD im Freistaat ihre Kandidaten. Besonders begehrt war die neue Linkspartei/PDS. Wegen des großen Andrangs dauerte die Kandidatenkür hier gleich zwei Tage.
Erst gestern Abend standen die ersten zehn Kandidaten für die Landesliste fest. Sie haben gute Chancen, in den Bundestag einzuziehen. Sächsische Spitzenkandidatin ist Katja Kipping (27). Sie nahm den Platz ein, der eigentlich Tatort-Schauspieler Peter Sodann vorbehalten war. Auf den anderen neun Plätzen tummeln sich nun Kandidaten aus dem linken Spektrum von WASG, DKP und Ex-SPD. Sie sollen deutlich machen: Die PDS war gestern. Heute ist „Die Linkspartei. PDS". Die Umbenennung lief reibungslos, nur ein Delegierter wollte sich nicht von der PDS trennen.
Für Furore sorgte SPD-Mann Karl Nolle - und zwar bei SPD und PDS. Am Morgen ließ er sich als Gast bei der PDS In Dresden blicken, am Nachmittag las er seiner Partei in Chemnitz die Leviten. Die SPD sei nicht mehr Schutzmacht der kleinen Leute,: ein Gegenentwurf zu CDU und FDP nicht zu erkennen. Nolle: „Wir werden als Volkspartei in Deutschland nur überleben, wenn wir umkehren." Das klang schwer nach einer Bewerbung für das neue Linksbündnis. "Die SPD ist bei mir im Herzen drin", entgegnet Nolle. Und der Besuch bei der PDS? „Zu solchen Veranstaltungen kann man nur die standfestesten Genossen schicken."
Die SPD wählte den Staatsminister und Ex-Ostbeauftragten erneut zum Spitzenkandidaten für den Freistaat. Sein Bundestagskollege Gunter Weißgerber (50, Leipzig) dagegen wurde durchgereicht er will es nun als Direktkandidat versuchen.
Ein frisches Lüftchen wehte auch bei der FDP in Reichenbach. Dresdens Stadtrat Jan Mücke (31) gewann Platz 2 gegen den Abgeordneten Klaus Haupt. Spitzenkandidat bleibt Joachim Günther (56, Vogtlandkreis).
Von Stefan Locke