Karl Nolle, MdL
Freie Presse Chemnitz, 04.08.2005
Der Spaß ist vergangen: Auch ein ungeschickter Metz sitzt vorläufig sicher im Sattel
Kommentar von Hubert Kemper
Die Union gibt Ruhe. Spätestens bis zum Wahltag am 18. September. Solange herrscht Waffenstillstand in Sachsens CDU. Sollte er nicht nach Berlin wechseln, droht Ministerpräsident Georg Milbradt der erste große Arger im November. Dann steht er als Landesvorsitzender zur Wahl. Wenn die Stimmung bis dahin nicht umschlägt, darf er mit einem nur äußerst mäßigen Ergebnis rechnen.
Der Burgfrieden mit den Parteifeinden mag halten. Ungemach droht Milbradt aus einer besonders brisanten Ecke: Sein eigener Finanzminister hat sich als Sicherheitsrisiko für die Stabilität einer Regierung entpuppt, die bisher eher durch rührende Kraftmeiereien des kleinen Koalitionspartners SPD auf Schlingerkurs geraten war.
Ausgerechnet Horst Metz, der Inbegriff eines treuen, dankbaren Dieners, scheint die Grenze der Loyalität erreicht zu haben. Nicht heute im Ausschuss wird er Milbradt die Gefolgschaft aufkündigen. Die Bühne wäre zu spektakulär, der Zeitpunkt zu heikel. Aber Metz kennt seinen Wert. Als Bollwerk, das standhaft die Angriffe auf den zögernden Krisenmanager Milbradt abgehalten hat.
Wie lange Metz diese Rolle noch spielen will, das fragt die Regierungspartei mit Unbehagen. In die heutige Sondersitzung hat er sich selbst manövriert. In entwaffnender Selbstverständlichkeit hätte er die nächtliche Gesprächsrunde in Zigarrendunst bei Cuba Libre als ministerielle Pflichterfüllung deklarieren können. Jawohl, er habe vorgefühlt, wie der Streit um hohe Millionen-Forderungen gütlich beigelegt werden kann. Hätte er so die Offensive gesucht, sein cleverer Konterpart, der SachsenLB-Widersacher Ludwig Hausbacher, wäre entzaubert worden.
Der Untersuchungsausschuss wird heute nicht ermitteln, was in der feuchtfröhlichen Nacht verhandelt worden ist. Die Opposition dürfte dennoch ihr Ziel erreichen: Den Finanzminister ins Schwitzen zu bringen, ihn ein weiteres Stück zu demontieren. Metz ist das Opfer, als Zielscheibe dient Milbradt. Er, der seinen Finanzminister mehrfach zurückgepfiffen hat, wird erst im späten Herbst aussagen müssen. Mit seinem bitterbösen Brief hat Vorgänger Kurt Biedenkopf die Lunte längst gelegt.
Es mache Spaß, Finanzminister in Sachsen zu sein. Das sagte Metz, bevor ihm die Affäre Sachsen-LB aus dem Ruder lief. Noch lassen ihn die Insignien an dem Amt festhalten. Doch Milbradt, der ohnehin sein altes Ressort weiterregiert hat, sollte auf alles vorbereitet sein.