Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 04.08.2005

Worum es eigentlich geht:

Der Streit um die MDL
 
DRESDEN - Der millionenschwere Streit von heute begann vor fünf Jahren als verheißungsvolle Partnerschaft - zumindest für die beiden Gründer.

Im Mai 2000 gründen die SachsenLB und die Industrie- und Immobilienleasing GmbH (IIL) die gemeinsame Tochterfirma Mitteldeutsche Leasing AG (MDL). Die IIL ist zu 49, die SachsenLB zu 51 Prozent beteiligt. Ziel: Bis 2010 soll die MDL zu den 20 größten Leasingfirmen gehören. Doch 2002 kommen sich beide Anteilseigner in die Haare. Der SachsenLB-Vorstand entlässt gegen Hausbachers Willen den MDL-Finanzvorstand. Die MDL macht zwei Millionen Euro Verlust, den die SachsenLB-Chefs Hausbacher ankreiden. Der gibt daraufhin seinen MDL-Vorstandsposten auf.

SachsenLB-Chef Michael Weiss beruft nun seine Lebensgefährtin Andrea Braun zum MDL-Vorstand, stattet sie mit 187 000 Euro Gehalt und Dienstwagen aus - für vier Tage Arbeit pro Woche. Braun entlässt den Vertrieb und stellt das Neugeschäft ein. Ergebnis: 2004 ist die MDL laut SachsenLB praktisch wertlos. Braun lastet die Pleite Hausbacher an und stellt Schadenersatzansprüche. Hausbacher vermutet dahinter eine gezielte Aktion, um ihn zur Abgabe seiner Anteile zu bewegen. Er zieht vor Gericht.

Im Februar 2005 kommt heraus, dass die SachsenLB ein Dokument fälschte, um den Prozess zu gewinnen. Die Vorstände Michael Weiss und Rainer Fuchs, später auch Andrea Braun, müssen gehen. Hausbacher klagt auf 140 Millionen Euro Schadenersatz. Ursprünglich hatte er 245 000 Euro für seinen MDL-Anteil gezahlt. Wollte Finanzminister Horst Metz als Aufsichtsratschef der SachsenLB den Streit mit 35 Millionen Euro beilegen? Merkwürdig: Laut Sächsischem Rechnungshof ist Hausbachers Anteil maximal 2,5 Millionen Euro wert.

Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft Dresden gegen den Ex-Vorstandsbüroleiter der Sachsen LB, Christan Spieker, Anklage wegen uneidlicher Falschaussage erhoben. Gegen Andrea Braun wird weiter wegen versuchter Strafvereitelung ermittelt. Ihren Geliebten Michael Weiss hat die Staatsanwaltschaft Leipzig im Visier. sml