Karl Nolle, MdL
DNN/LVZ, 20.09.2005
Dämpfer für Jurk
Dresden/Leipzig. In allen ostdeutschen Ländern haben die Sozialdemokraten bei der Bundestagswahl die Nase vorn - außer in Sachsen, wo die CDU rund sechs Prozentpunkte mehr holte als die SPD und damit einen schwarzen Fleck auf der politischen Landkarte markiert. Die sächsischen Genossen stürzten im Freistaat um neun Punkte ab und kommen nur noch auf 24,3 Prozent. Für Wirtschaftsminister Thomas Jurk ein Dämpfer als Parteichef, der an der Basis und in der Union registriert wird.
Er sehe mit Sorge auf den Koalitionspartner, sagt etwa CDU-General Michael Kretschmer und stichelt weiter: "Wir wollen keine Flügelkämpfe, sondern eine stabile SPD - auch mit Herrn Jurk." In den eigenen Reihen hält sich angesichts des bundesweit überraschend guten Abschneidens die Kritik aber in Grenzen. Gunter Weißgerber, der sich als Direktkandidat in Leipzig durchsetzte, obwohl ihn die Genossen von der Landesliste verbannten, formuliert zumindest Erwartungen: Die Regierungsbeteiligung in der schwarz-roten Dresdner Koalition müsse für die SPD in Zukunft "Impulse setzen" und "Früchte tragen", damit es mit den Sozialdemokraten in Sachsen wieder aufwärts gehe. Er wolle aber nicht als Jurk-Kritiker missverstanden werden, betont Weißgerber.
Jurk verteidigt das Abschneiden seiner Partei mit anderen Vergleichen: Die Verluste von Sachsens SPD seien gemessen an anderen Ost-Ländern am geringsten. Außerdem habe die SPD durch die Popularität Kurt Biedenkopfs stets hinter der CDU gelegen. Am Sonntag, so Jurk, habe die Union allerdings ihr schlechtestes Ergebnis seit 1990 eingefahren.
Sven Heitkamp