Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 27.09.2005

Sachsens Wirtschaft legt Rückwärtsgang ein

 
Kamenz/Chemnitz. Sachsen ist beim Wirtschaftswachstum vom Klassenprimus auf den vorletzten Platz in Deutschland abgestiegen. Im ersten Halbjahr 2005 sank nach Angaben des Statistischen Landesamtes das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum real um 0,7 Prozent. Nur Brandenburg war mit einem Minus von 0,8 Prozent noch schlechter. Diese Entwicklung wurde gestern auch durch die Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammern in Sachsen bestätigt.

Wirtschaftsvertreter machten unter anderem die Landesregierung für diesen Trend verantwortlich. "Das ist eine Folge der Leuchtturmpolitik des Freistaates", sagte Hartmut Bunsen, Präsident des Sächsischen Unternehmerverbandes. Dadurch werde der Mittelstand vernachlässigt. Der Leipziger IHK-Chef Wolfgang Topf verweist allerdings darauf, dass sich die Branchen unterschiedlich entwickelten. "Durch die Inbetriebnahme des BMW-Montagewerkes erhält die Industrie der Region einen Schub", so Topf. Der Fahrzeugbau im Kammerbezirk verzeichne von Januar bis Juli 2005 sogar eine Umsatzsteigerung von 47,5 Prozent.

Laut Statistik ist das schlechte Abschneiden Sachsens maßgeblich auf das Baugewerbe zurückzuführen. Dessen wirtschaftliche Leistung sei im ersten Halbjahr "stärker als je zuvor" gesunken, hieß es aus Kamenz weiter. Das bestätigte auch der sächsische Bauindustrieverband. Nach seinen Angaben sind die Umsätze im Baugewerbe allein im Juli 2005 um fast ein Viertel zurückgegangen. "Der Bausektor leidet unter eklatantem Auftragsmangel", sagt Verbandsgeschäftsführer Robert Momberg. Der IHK-Konjunkturumfrage zufolge sanken die Auftragseingänge im Wohnungsbau um 30, im Gewerbebau um elf und im öffentlichen Sektor um 15 Prozent. Positive Konjunkturimpulse kamen hingegen vom Verarbeitenden Gewerbe. Hier stieg der Umsatz um über acht Prozent auf knapp 3,7 Milliarden Euro.

Im vergangenen Jahr dagegen hatte Sachsen das BIP gegenüber 2003 um 2,2 Prozent steigern können. Das war der höchste Wert aller Bundesländer.
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