Karl Nolle, MdL
DNN/LVZ, 12.11.2005
Mannsfeld belastet Mackenroth
Dresden. Vor kurzem war sich der Ressortchef noch sicher. "Vorzugs-Konditionen hat es nicht gegeben", sagte Justizminister Geert Mackenroth (CDU) Anfang des Monats im Interview mit dieser Zeitung. Bei der Versetzung seiner Gattin sei alles mit rechten Dingen zugegangen. Es ging um die Einstellung seiner Ehefrau Sibylle als Beamtin auf einer Lehrer-Stelle in Leipzig; und es ging um die Tatsache, dass Pädagogen im Freistaat normalerweise nur Angestellte sind. "Die Familie Mackenroth", lautete hierzu die Aussage des Ministers, "hat sich nichts vorzuwerfen".
Das klang eindeutig, bei genauerem Hinsehen aber ergeben sich Zweifel. So bestätigte Ex-Kultusminister Karl Mannsfeld (CDU) gestern dieser Zeitung, dass sich Mackenroth höchstpersönlich für das berufliche Fortkommen seiner Frau im Freistaat eingesetzt habe - in seiner früheren Funktion als Justizstaatssekretär. Gleich mehrmals habe Mackenroth den damaligen Kultusstaatssekretär Günther Portune angesprochen, sagte Mannsfeld auf Anfrage. Dabei habe der Neusachse nach Möglichkeiten für seine Gattin im Schuldienst gefragt.
Gefruchtet hat dies aber offenbar nicht. Der Grund: Mannsfeld lehnte das Ansinnen nach eigener Aussage ab, ließ Mackenroth seine Entscheidung über Portune ausrichten. Portune bestätigte die strikte Haltung seines damaligen Chefs in dem Fall. Mackenroth-Sprecher Martin Marx dagegen dementierte. "Der Minister hat auf das gesamte Versetzungsverfahren keinen Einfluss genommen." Mannsfeld wurde vor rund einem Jahr als Kultusminister von Steffen Flath (CDU) abgelöst.
Schon im Vorfeld hatte es an der pikanten Personalie heftige Kritik gegeben. Die Vorsitzende des Sächsischen Lehrerverbandes, Ingrid Schwaar, sprach von einem "Skandal", der Bildungsexperte der CDU-Landtagsfraktion, Thomas Colditz, sah "kein gutes Signal". Und mittlerweile werfen selbst CDU-Kabinettskollegen Mackenroth "politische Instinktlosigkeit" vor.
Frau Mackenroth war Anfang August 2005 aus Schleswig-Holstein ins Comenius-Institut nach Radebeul gewechselt, geführt wird die Stelle in Leipzig. Im Gegensatz zu normalen Lehrern, die als Angestellte einer Teilzeitregel unterliegen, bekommt sie 100 Prozent. In Sachsen ist lediglich die Hälfte der Direktoren verbeamtet sowie einige Stellvertreter. Das Kultusministerium hatte erklärt, Frau Mackenroth sei seit 1973 im Schuldienst West als Beamtin tätig, habe "Anspruch auf Besitzstandswahrung". Apropos Kultusministerium: Seit wenigen Monaten gibt es dort einen neuen Abteilungsleiter. Der heißt Matthias Hüchelheim und ist unter anderem zuständig fürs Personal. Zuvor war er Direktor im Regionalschulamt Leipzig - eben dort, wo Frau Mackenroth ihre Stelle bekam.
Jürgen Kochinke