Karl Nolle, MdL
DNN/LVZ, 18.11.2005
Hans-Jürgen Klumpp vor Rausschmiss
Leipzig/Dresden. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Landesbank Sachsen (Sachsen LB), Hans-Jürgen Klumpp, steht vor dem Rausschmiss. Nach Informationen dieser Zeitung haben sich bereits gestern Vertreter der Sachsen-LB-Anteilseigner bei Finanzminister Horst Metz (CDU) getroffen, um das weitere Vorgehen abzustimmen.
Klumpp hatte am Montag im Sachsen-LB-Untersuchungsausschuss des Landtags eingeräumt, im Februar 2004 eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter des Biedenkopf-Schwiegersohnes Andreas Waldow hinterlassen zu haben.
Laut einer Mitschrift rät der Landesbank-Manager darin dem Tutzinger Geschäftsmann Ludwig Hausbacher, mit dem die Sachsen LB seit Ende 2003 um die gemeinsam gegründete Leasing-Tochter MDL streitet, diskreditierende Details über das Privatleben und Geschäfte des damaligen Landesbank-Chefs Michael Weiss und seines Vorstandskollegen Rainer Fuchs an die Presse zu geben.
Unmittelbar nach Klumpps Auftritt am Montag soll Metz, der auch Verwaltungsrats-Vorsitzender der Landesbank ist, hoch erbost eine Eil-Sitzung des Präsidial-Ausschusses der Bank einberufen haben. Das Gremium ist für Vorstandspersonalien zuständig. Wie es heißt, sollte Klumpp dort Stellung zu seinem Umgang mit Bankinterna und zu "seinen Vorstellungen von Loyalität" beziehen. Der ursprünglich für den heutigen Freitag angesetzte Termin platzte aber, weil der Manager sich nach Angaben der Landesbank zurzeit einer Routine-Behandlung im Krankenhaus unterzieht.
Wie Metz dieser Zeitung auf Anfrage sagte, soll die Sitzung jetzt "so schnell wie möglich, wahrscheinlich am Montag" stattfinden. Ein Ergebnis wollte der Minister ausdrücklich nicht vorwegnehmen. Aus seinem Umfeld hieß es aber gestern, Metz habe "gar keine andere Wahl, als Klumpp zu schassen". Der Politiker fühle sich wiederholt "schlicht verarscht", sagte ein Vertrauter.
Unterdessen scheint sich auch eine weitere Personalie bei der Landesbank und ihrer Tochter MDL geklärt zu haben. Wie Bank-Sprecher Frank Steinmeyer dieser Zeitung bestätigte, hat das Institut vor dem Leipziger Arbeitsgericht einen Vergleich mit der ehemaligen MDL-Chefin Andrea Braun geschlossen. Die Lebensgefährtin von Ex-Landesbankchef Michael Weiss war nach dem erzwungenen Rücktritt Hausbachers auf den Chefsessel der Leasing-Tochter berufen worden. Gleichzeitig hatte die Sachsen LB ihr vertraglich ein Rückkehrrecht in das Institut eingeräumt. Dies wollte Braun nun wahrnehmen - was die Bank für "nicht zumutbar" hält: Im Zuge der Auseinandersetzung mit Hausbacher um die MDL waren offenbar Dokumente gefälscht worden, die Braun mit ihrem Kürzel abgezeichnet hatte.
Pikantes Detail am Rande: In seiner Anrufbeantworter-Nachricht hatte Klumpp auch angeregt, "Einzelheiten aus der Bestellung von Braun" zu lancieren.
Lars Radau