Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 13.02.2001

Weiter Eiertanz - Wolfgang Berghofer schweigt

Ingolf Roßberg schwankt und Bürger Mario Thiel will antreten
 
DRESDEN. Wer tritt im Juni gegen Herbert Wagner (CDU) an? Die PDS-Stadträte Christine Ostrowski und André Schollbach hofften gestern bei einem Treffen mit Dresdens Ex-OB Wolfgang Berghofer auf Klarheit. "Wir wissen leider so viel wie zuvor", bedauerte Christine Ostrowski nach dem zweieinhalb~stündigen Gespräch im Hotel Hilton.
Die PDS hatte ihre Entscheidung für den künftigen Oberbürgermeister-Kandidaten bereits auf April verschoben. Mit Ingolf Roßberg (FDP) und Wolfgang Berghofer gebe es nach wie vor nur virtuelle Kandidaten. Nach einer von der PDS in Auftrag gegebenen Telefon-Umfrage scheint Roßberg, der bereits 1994 mit großem Werbeaufwand gegen Herbert Wagner angetreten war, erneut chancenlos zu sein. Dagegen erhielt Berghofer deutlichen Zuspruch.
Ingolf Roßberg, der seit September Bürgermeister für Stadtentwicklung, Bauen und Verkehr in Wuppertal ist, sollte gestern im Wuppertaler Stadtrat Rede und Antwort stehen. Und er übte sich im Eiertanz: "Es würde wohl niemand, an den ein solch ehrenvolles Angebot aus seiner Heimatstadt ernsthaft herangetragen wird, eine Kandidatur von vornherein ausschließen. Allerdings bietet die derzeitige parteipolitische Konstellation in Dresden mit ihren Schaukämpfen und Ränkespielen für mich keine Basis für weitergehende Überlegungen in dieser Richtung."
"Es ist schon verrückt, den amtierenden Bürgermeister wollen die meisten nicht mehr, aber es gibt keine Alternativen. Was wirklich fehlt, ist ein Bewerber, den die Bürgerinnen und Bürger der Stadt vorschlagen und wählen. Ich biete mich an", sagt Mario Thiel. Der 31-jährige arbeitet als Beleuchter in der Semperoper. In der Zschoner Mühle und im Kabarett Breschke und Schuch moderiert er Talk-Shows. "Ich bekomme gut mit, was hier läuft, wie die normalen Menschen denken", sagt er und bittet die Dresdner, ihm unter der Homepage www.vorsicht-thiel.de zu schreiben, ob er antreten soll und was sie sich von ihm wünschen würden.

CDU gibt Rechtsgutachten über Berghofer in Auftrag

Viel mehr Sorgen macht sich Amtsinhaber Herbert Wagner (CDU) wohl angesichts eines Berghofer-Come-backs. Er soll Rechtsgutachten in Auftrag gegeben haben, ob Berghofers Kandidatur zulässig sei oder nicht. Alle seien pro Berghofer ausgefallen. Vier davon, so sagt Schollbach, habe Berghofer sogar in den Händen gehabt. Für die PDS sind die Gutachten ein Skandal. "Das hat mit Demokratie wirklich nichts zu tun", schimpft Christine Ostrowski.
Gelassener sieht es SPD-Fraktionschef Andreas Herrmann: "Es ist doch legitim zu prüfen, ob ein rechtmäßig verurteilter Wahlfälscher Bürgermeister werden darf." (SZ/kle)