Karl Nolle, MdL
DNN/LVZ, 22.11.2005
Erster Akt eines Abgangs
Hans-Jürgen Klumpp, mit sofortiger Wirkung suspendiert
Dresden/Leipzig. Am Ende ging es nicht mehr um das Ob, sondern nur noch um das Wie. Als sich Finanzminister Horst Metz (CDU) und Bernd Michallik, Vorstandschef der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien, gestern Vormittag im Ministerium trafen, stand die Entscheidung schon fest. Die beiden Herren, in Personalunion auch Präsidialausschuss der Landesbank Sachsen (Sachsen LB), suspendierten den Vize-Chef des Instituts, Hans-Jürgen Klumpp, mit sofortiger Wirkung.
Das dürfte freilich nur der erste Akt gewesen sein: Nach Informationen dieser Zeitung beraten Verwaltungsrat und Anteilseigner der Landesbank am Donnerstag, ob die Illoyalität Klumpps nach der Suspendierung auch eine außerordentliche Kündigung rechtfertigt. Der 58-jährige Manager hatte am vergangenen Montag vor dem Landesbank-Untersuchungsausschuss eingeräumt, im Februar 2004 eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter des Biedenkopf-Schwiegersohnes Andreas Waldow hinterlassen zu haben. Darin rät Klumpp ausgerechnet dem Tutzinger Geschäftsmann Ludwig Hausbacher, diskreditierende Details über das Privatleben und Geschäfte des damaligen Landesbank-Chefs Michael Weiss und seines Vorstandskollegen Rainer Fuchs an die Presse zu geben.
Prekär sind sowohl Adressat als auch der Zeitpunkt der Nachricht: Mit Hausbacher streitet die Sachsen LB seit Mitte 2003 um die einst gemeinsam gegründete Leasing-Tochter MDL, im Februar 2004 weitete sich der Konflikt zu einer öffentlichen Schlammschlacht aus. Laut einer Mitschrift gab Klumpp noch Tipps, welche Einzelheiten als nächstes lanciert werden könnten.
Nach Informationen dieser Zeitung hatte sich Minister Metz noch in der Nacht nach der Ausschuss-Sitzung eine CD mit der Original-Nachricht besorgt - ausgerechnet beim SPD-Obmann Karl Nolle, der Klumpp mit dem Vorgang konfrontiert hatte. Danach, so ein Vertrauter, habe Metz, "keine andere Wahl" mehr gehabt, als Klumpp zu schassen.
"Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, wird an der Kündigung wohl kein Weg vorbeiführen", hieß es gestern aus dem Finanzministerium. Das ist nicht zuletzt auch eine finanzielle Frage: Klumpps Vorstands-Vertrag läuft nach Informationen dieser Zeitung noch bis zum Frühjahr 2008. Das Land, heißt es, könne mit einem sofortigen Rauswurf also "einen mittleren einstelligen Millionenbetrag" sparen. Allerdings soll Klumpp, der zurzeit nach Angaben der Sachsen LB im Krankenhaus liegt, noch Gelegenheit gegeben werden, sich zu dem Vorgang zu äußern.
Seine bisherigen Äußerungen bereiten indes auch der Politik Kopfschmerzen: Detailliert hatte der Manager im Ausschuss geschildert, wie eng und kontinuierlich die Bankspitze Kontakt zu Metz und Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) hielt. Das ist Wasser auf die Mühlen von Kritikern wie Karl Nolle, der den beiden schon von Anfang an unterstellt hatte, mehr über die Skandale und Vorgänge bei der Landesbank zu wissen, als sie öffentlich zugeben.
Lars Radau