Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 02.01.2006

Neue Würze im Streit um Landesbank-Tochter

 
Leipzig. Im Streit um die Landesbank-Tochter Mitteldeutsche Leasing AG (MDL) kommen neue Einzelheiten ans Licht. Wie der Focus berichtet, soll der ehemalige MDL-Chef Ludwig Hausbacher im Jahr 2002, als die Misere des Unternehmens schon unübersehbar war, einen Aktienanteil zu überhöhten Preisen verkauft haben.

In einer Beteiligungsübersicht der Hausbacher Group, die dem Magazin vorliegt, heißt es danach: "Mit Kaufvertrag vom 28.02.2002 wird 1 % der MDL AG zu einem Kaufpreis von DM 5,0 Millionen Euro verkauft - Substanzwert erhöht sich weiter." Sollte dies zutreffen, könnte Hausbacher Schwierigkeiten bekommen, da nach einem Gutachten des Sächsischen Rechnungshofes der Gesamtwert der MDL lediglich 5,4 Millionen Euro beträgt. Ein Prozent der Aktien wären demnach nicht umgerechnet 2,5 Millionen Euro, sondern nur 54 000 Euro wert. Der Erwerber könnte daher eine Entschädigung fordern. Vor diesem Hintergrund ist womöglich auch Hausbachers Klage gegen die Landesbank erklärbar: Dabei fordert der bayerische Geschäftsmann 140 Millionen Euro Schadenersatz. Im März wollen die Richter über die Klage entscheiden. Hausbachers Anwalt erklärte gegenüber dem Magazin indes, dass es keinen Anteilsverkauf gegeben habe. Es gebe lediglich eine art Option.

Der Streit um die MDL bewegt bereits seit fast zwei Jahren die sächsische Politik. Die Auseinandersetzung, bei der offenbar auch Dokumente gefälscht wurden, kostete fast der gesamten Vorstandsriege der Landesbank, allen voran Vorstandschef Michael Weiss, ihre Posten. Seine Lebensgefährtin Andrea Braun, zuletzt Chefin der MDL, musste ebenfalls gehen. Die Affären um die Landesbank sind zudem Gegenstand eines Untersuchungsausschusses im Landtag. Dabei werden zunehmend auch die Rollen von Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) und seinem Vorgänger Kurt Biedenkopf beleuchtet. Letzterer hat einen kurzen Draht zu Hausbacher und sorgte im Jahr 2000 mit für dessen Einstieg bei Gründung der MDL. Biedenkopf soll laut Focus sogar beim Sächsischen Rechnungshof versucht haben, Einfluss auf das Wertgutachten zu nehmen. Der Rechnungshof solle doch auf seinen Sachverstand zurückgreifen, soll er gesagt haben.
sas