Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 23.01.2006

CDU gewinnt deutlich

Landtag. Die Nachwahl in Leipzig bestätigt die bestehenden Mehrheitsverhältnisse.
 
Die Erleichterung war groß. Rolf Seidel konnte gestern Abend aufatmen. „Nun endlich“, wie er kurz nach der Wahl sagte, „nachdem die schlimmste Zeit meines Lebens vorbei ist.“

Nach zwei Monaten Abstinenz vom Landtagsleben kann der CDU-Abgeordnete nun wieder auf seinen Stuhl zurückkehren. Vor 16 Monaten hatte er ihn schon mal bei der Landtagswahl errungen. Die Zitterpartie, nachdem sein PDS-Konkurrent Wolfgang Denecke gegen seinen Ausschluss von der Wahl geklagt, Recht bekommen und die Nachwahl im Wahlkreis 31 ( Leipzig 7) ausgelöst hatte, ist damit vorüber. Auch der Vize-Chef der SPD-Landtagsfraktion, Stefan Brangs, wird wieder ruhiger schlafen können. Ihn und Kerstin Lauterbach, die diese Woche erst in die Landtags-Linksfraktion nachrückt, hätte eine Niederlage Seidels dank des komplizierten Wahlrechts das Mandat gekostet.

Erst nachdem die ersten Stimmbezirke ausgezählt waren und er als Gewinner feststand, erschien Seidel gestern Abend im Leipziger Rathaus. „Ich hatte schon ein Problem mit der extrem niedrigen Wahlbeteiligung, die Bürgerlichen sind manchmal etwas bequem“, freute er sich dann umso mehr über seinen klaren Sieg. Mit 48,3 Prozent der Direktstimmen zieht Seidel (2004 errang er 46,1 Prozent) erneut in den Landtag ein. Im Leipziger Stadtgebiet des Wahlkreises überkletterte er sogar knapp die 50-Prozent-Hürde. Seidels Sieg kam nicht überraschend. Er sitzt bereits seit mehr als zehn Jahren im Landtag – zwar ohne dort besonders aufzufallen, aber eben mit festen Wurzeln in seinem Wahlkreis.

Seidel hat seine seit Mitte November währende Abwesenheit dem Urheber Denecke offensichtlich übel genommen. Er redet nicht mehr mit dem Vertreter der Linkspartei.PDS und grüßt ihn nicht einmal, wenn er ihn auf den Fluren des Rathauses trifft. „Das ist alles andere als ein staatsmännisches Auftreten“, wettert Denecke.

Auch Denecke hatte mit einer geringen Wahlbeteiligung gerechnet, und seine Aussichten, direkt gewählt zu werden, betrachtete er eher unter dem Aspekt des Außenseiters. „Kann sein, dass das ein kleiner Vorteil für mich ist, wenn viele Bürger zu Hause bleiben, aber es geht mir vor allem um Gerechtigkeit. Und die habe ich mit der gerichtlich angeordneten Neuwahl erreicht“, sagte er. Denecke erhielt 22,7 Prozent. SPD-Kandidat Bernd Bonneß erreichte 16,7 Prozent (2004: 21,2 Prozent).

Deutliche Verluste erlitten die kleineren Parteien. FDP-Kandidat Cornelius Janßen halbierte mit 4,4 Prozent quasi sein Ergebnis von 2004; Torsten Markurt (Grüne) hatte von vornherein seine Erwartungen niedrig gehängt. „Dass ich trotzdem antrete, ist eine Frage meines Demokratieverständnisses“, sagte er trotzig. Markurt erhielt 4,8 Prozent (2004: 11,5).
Von Manfred Schulze und Annette Binninger