Karl Nolle, MdL
Agenturen ddp-lsc, 15:35 Uhr, 17.02.2006
Sachsens Wirtschaft kommt vom Wachstumskurs ab
Statistik weist im Bundesvergleich zweitschlechtestes Ergebnis nach Brandenburg aus
Kamenz/Dresden (ddp-lsc). Sachsens Wirtschaft ist im vergangenen Jahr vom Wachstumskurs abgekommen. Nach Angaben des Statistischen Landesamts vom Freitag sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Vergleich zu 2004 real um 0,1 Prozent. Damit hat der Freistaat eine deutlich ungünstigere Entwicklung vollzogen als ganz Deutschland. Nur Brandenburg war mit einem Minus von 1,1 Prozent noch schlechter als Sachsen.
Ursprünglich hatten Konjunkturexperten für Sachsens Wirtschaft 2005 ein langsameres Wachstum als 2004, aber kein Minus vorhergesagt. Nach einer Prognose des Dresdner Instituts für Wirtschaftsforschung ifo vom Sommer 2005 sollte das BIP im vergangenen Jahr um 0,8 Prozent steigen. 2004 war es gegenüber 2003 real noch um 2,2 Prozent gewachsen. Das war der höchste Wert aller Bundesländer.
Den neuen Zahlen zufolge, die auf eine erste vorläufige Berechnung basieren, gab es 2005 in Deutschland insgesamt ein Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent. Während das BIP in den fünf neuen Ländern im Jahresvergleich gleich geblieben sei, stieg es in den alten Ländern um ein Prozent. Das Nachbarland Sachsen-Anhalt verzeichnete mit 1,1 Prozent den größten Zuwachs in Ostdeutschland, während Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern jeweils ein Plus von 0,2 Prozent verzeichneten. Berlin verbuchte wie Sachsen ein Minus von 0,1 Prozent. Bundesweit legte das Saarland mit 2,7 Prozent am meisten zu, gefolgt von Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein mit jeweils 1,5 Prozent. Sachsens Anteil am Bundes-BIP betrug 3,8 Prozent.
Das sächsische Ergebnis ist nach Angaben der Statistiker maßgeblich von Rückgängen beim Baugewerbe und im Bereich der öffentlichen und privaten Dienstleister beeinträchtigt. Bei der Industrie im Freistaat habe es dagegen einen - bundesweit überdurchschnittlichen - realen Anstieg der Bruttowertschöpfung von 6,4 Prozent im Vergleich zu 2004 gegeben.
Die IG Metall sieht in der Entwicklung der Industrie ein Zeichen für die Leistungsfähigkeit der Branche. «Für irgendwelche Bescheidenheitsdebatten in der aktuellen Tarifrunde gibt es nicht den geringsten Grund», betonte der Bezirksleiter der IG Metall
Berlin-Brandenburg-Sachsen, Olivier Höbel. Für das laufende Jahr rechne er mit einem Wachstum der Industrie in Ostdeutschland von 7,5 Prozent. In den derzeit laufenden Verhandlungen in der sächsischen Metall- und Elektroindustrie fordert die Gewerkschaft für die Beschäftigten unter anderem fünf Prozent mehr Lohn.
Der Präsident der Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft, Wolfgang Heinze, führte das von ihm als enttäuschend bezeichnete sächsische Ergebnis vor allem auf das Auslaufen der Sonderkonjunktur durch die Beseitigung der Flutschäden zurück. Zudem benannte er schleppende öffentliche Investitionen nach verspäteten Haushaltsverabschiedungen - auch Sachsens Etat war erst im April verabschiedet worden - und gebremste Investitionen der Industrie durch Änderungen der Förderrahmenbedingungen als Ursachen. Um gegenzusteuern, müsse die Landespolitik ihre Möglichkeiten nutzen, Unternehmen zu entlasten, etwa durch Bürokratieabbau oder zielgerichtete Wirtschaftsförderung, forderte Heinze.
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Von Tino Moritz
ddp/tmo/hal
171535 Feb 06