Karl Nolle, MdL
Dresdner Morgenpost, 28.02.2001
Milbradt zu Paunsdorf: Kein Schaden, auch kein Schnäppchen
Keine Belastung von Biedenkopf durch Milbradt
DRESDEN. Auch für den Ex-Finanzminister Georg Milbradt (CDU) ist die Vernehmung durch den Paunsdorf-Ausschuss gestern zu einem Marathon-Auftritt geworden. Er musste sechs Stunden Rede und Antwort stehen, 30 Minuten mehr als Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU).
Mit bester Laune und kurz geschnittenen Haaren trat Milbradt in den Raum. „Zurzeit Mitglied des Sächsischen Landtags“, stellte er sich vor.
Wer erwartet hatte, Milbradt würde seien ehemaligen Chef Biedenkopf belasten, der ihn gefeuert hatte, wurde gleich bei der ersten Antwort korrigiert: „Was kolportiert wird, ich hätte noch etwas auf der Pfanne, stimmt nicht.“ Es gab keine sichtbaren Widersprüche zu Biedenkopfs Aussage vom Vortag.
Im Gegenteil verteidigte er die Anmietung des Behörden-Zentrums in Leipzig-Paunsdorf, das Biedenkopfs Freund Heinz Barth hingestellt hatte. Dem Freistaat sein „nach meiner Meinung keine Schaden entstanden“. Der Preis (23,50 pro Quadratmeter) sein „sicherlich kein Schnäppchen“, aber auch nicht überzogen.
Aus dem Finanzministerium war einmal ein Höchstpreis von 15 Mark genannt worden. Dazu erklärte Milbradt überraschend, aber nachvollziehbar, das habe auf einem Rechenfehler beruht.
Noch einmal verblüffte der Ex-Minister: Er habe es schon 1993 „im Urin gehabt“, dass der Vorgang einmal so beleuchtet werden könnte wie jetzt im Untersuchungsausschuss.
Den Investor Barth mochte er offenbar nicht besonders gern. „Bis zur Lästigkeit“ habe der nämlich nicht nur bei Biedenkopf, sondern auch bei ihm persönlich interveniert.
Der SPD-Abgeordnete Karl Nolle arbeitete ein pikantes Detail heraus, das auch Milbradt nicht erklären konnte. Der Mustermietvertrag für die erste Behörde in Paunsdorf wurde von einem Referatsleiter des Ministeriums am zuständigen Abteilungsleiter vorbei festgelegt.
(Stefan Rössel)