Karl Nolle, MdL

Freie Presse Chemnitz, 22.03.2006

Führungseklat kostet die Sachsen-LB Millionen

Elf Millionen Euro Aufwendungen - Ex-Chefs erhalten weiter Bezüge - Gewinn bricht ein
 
Leipzig. Die Landesbank Sachsen Girozentrale hat im vorigen Jahr unter den Querelen um drei ihrer ehemaligen Spitzenmanager und deren Geschäftsgebaren starkgelitten. Wie gestern am Rande der Bilanzpressekonferenz des öffentlichrechtlichen Instituts bekannt wurde, soll der Streit, bei dem es vor allem um die Talfahrt der Sachsen-LB Tochter Mitteldeutsche Leasing AG ging, bisher über elf Millionen Euro gekostet haben.

In der Summe enthalten sind Aufwendungen für Rechtsanwälte, denn das Hickhack um die beurlaubten Manager beschäftigte die Justiz. Zudem seien die Zuarbeiten für den seit Monaten aktiven Bank Untersuchungsausschuss des Sächsischen Landtages aufwändig gewesen. Hinzu kamen nötige Umstrukturierungen. Ins Kontor schlagen ebenso die Vorstandsgehälter, denn die Ex-Chefs erhalten nach wie vor ihre monatlichen Saläre, obwohl andere längst ihre Arbeit erledigen. Wie lange das noch so weitergehen soll, ließ der Vorstandsvorsitzende der Sachsen-LB, Herbert Süß, gestern offen. „Im Moment laufen die Verträge noch", kommentierte er.

Eine Bewertung der Arbeit seiner Amtsvorgänger wollte Süß, der seit Mitte 2005 das Institut steuert, nicht vornehmen. Die Bank habe in der Vergangenheit gut gearbeitet, sagte er nur. Dabei hatte Süß kurz zuvor eingeräumt, dass so genannte Wertberichtigungen und Abschreibungen auf frühere Bankengagements „eindeutig unser Problem sind". Das heißt im Klartext, dass riskante Geschäfte aus der Vergangenheit und faule Kredite die jüngste Bilanz verhagelten.

Die aktuellen Zahlen verdeutlichen die Misere. So rutschte bei einem Anstieg der Bilanzsumme um knapp 13 Prozent auf mehr als 68 Milliarden Euro das Konzern-Betriebsergebnis vor Steuern um 70 Prozent auf 18 Millionen Euro ab. Der Jahresüberschuss sank von 42 Millionen Euro auf reichlich sechs Millionen Euro. Eine separate Betrachtung der Bank, die es auf eine Bilanzsumme von 62,5 Milliarden Euro brachte, fällt kaum rosiger aus. Beim Jahresüberschuss wird für die Bank ein Rückgang von 45 auf 17 Millionen Euro ausgewiesen.

Dennoch: Süß sieht die SachsenLB insgesamt wieder auf Kurs. Vor dem Hintergrund, dass 2004 ein Rekordergebnis erzielt worden war, sei er mit dem Resultat von 2005 zufrieden. Alle Etappenziele für die Zukunftssicherung der einzigen eigenständigen ostdeutschen Landesbank seien erreicht. Die Landesbank sei mit den Sparkassen im Freistaat geschäftlich enger zusammengerückt und die Profilierung als Verbundbank sei im Gang. Auch die Ausrichtung als Spezialbank komme voran. Bereiche mit besonderem Know-how, etwa für den Wachstumsmarkt der erneuerbaren Energien, wurden ausgebaut.
von Samira Sachse