Karl Nolle, MdL
DNN/LVZ, 20.06.2006
Wettrennen um Spitzenamt im Kunst-Ressort
Dresden. Am Sonntag finden Nachwahlen in Chemnitz statt, und es ist wahrscheinlich, dass Wissenschaftsministerin Barbara Ludwig (SPD) als neue Oberbürgermeisterin gewählt wird. Damit ist auch das Rennen um die Nachfolge an der Spitze des Ressorts endgültig eröffnet. Die Vorgaben sind intern relativ klar: Aus dem Osten soll die neue Führungskraft kommen, weiblich soll sie sein - und Mitglied der SPD natürlich. Das macht die Suche nach der Ludwig-Nachfolgerin für SPD-Landeschef Thomas Jurk nicht einfach.
Bisher wurden zwei Frauen in Dresdner SPD-Kreisen gehandelt, Petra Köpping und Eva-Maria Stange. Die eine ist Landrätin im Leipziger Land, die andere war immerhin von 1997 bis 2005 Bundeschefin der Lehrergewerkschaft GEW. Während Köpping SPD-intern nicht als erste Wahl für die Ludwig-Nachfolge gilt, hat Stange gerade in Fraktionskreisen starke Fürsprecher. Grund: Die 49-Jährige ist ausgewiesene Bildungspolitikerin mit Bundeserfahrung - und gilt als streitbare Pädagogin.
Genau das aber macht die Sache problematisch. Bereits im Vorfeld gibt es einige Sorgenfalten beim Koalitionspartner CDU. Tenor: "Wenn Stange kommt, bricht die Koalition." Denn klar ist, dass die Ex-GEW-Funktionärin vor allem für Kultusminister Steffen Flath (CDU) eine Zumutung darstellen würde. Und selbst in der SPD gibt es Vorbehalte, dass Stange in die CDU-Domäne Schulpolitik hineinregieren könnte.
Als mögliche Alternative kursiert deshalb ein weiterer Name an der Elbe: Pia Findeiß, Sozial- und Kulturbürgermeisterin in Zwickau. Die 50-Jährige war 13 Jahre wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Pädagogischen Hochschule Zwickau, Mitglied der Gründungskommission der Philosophischen Fakultät und Vorsitzende des Hauptpersonalrats beim Wissenschaftsministerium.
Dabei wird Findeiß von der SPD Westsachsen wacker unterstützt. Hier aber sitzt auch einige Prominenz, nicht zuletzt der SPD-Vorstandssprecher und Bundestagsabgeordnete Andreas Weigel. Ob dies am Ende für Findeiß reicht, ist offen, denn das letzte Wort spricht Jurk persönlich. Dafür aber ist bereits heute klar, dass der Gang von Ludwig nach Chemnitz von einigen im Ministerium sehnsüchtig erwartet wird. Denn dann, so die Hoffnung, dürfte auch Angelika Maria Wahrheit, Ludwigs ungeliebte Pressechefin, an Einfluss verlieren.
Jürgen Kochinke