Karl Nolle, MdL
DNN/LVZ, 19.09.2006
NPD träumt von Achse Dresden-Schwerin
Dresden. Eklat um den "Bomben-Holocaust", Austritt von drei Abgeordneten, Unfalltod des Frontmannes Uwe Leichsenring - die Geschichte der neunköpfigen NPD-Fraktion im sächsischen Landtag ist eine Aneinanderreihung von herben Rückschlägen. Nun könnte der Einzug der rechtsextremen Partei in das Parlament von Mecklenburg-Vorpommern - bei allen Jubelrufen - eine weitere Schwächung der Dresdner Fraktion bedeuten: Mehrere geschulte Funktionäre sollen nämlich jetzt zur Unterstützung der neuen sechsköpfigen Fraktion nach Schwerin umziehen - allen voran Fraktionsgeschäftsführer Peter Marx, einer der einflussreichsten Strippenzieher unter den Rechtsextremisten.
Die Fraktion werde den Wechsel voraussichtlich heute beschließen, sagte Marx den DNN. Schließlich ist der 49-jährige Jurist und Stratege nicht auf Dresden fixiert, sondern als Handlungsreisender in Sachen brauner Propaganda in der ganzen Republik unterwegs. Dabei war Marx in den vergangenen Wochen oft in Mecklenburg, um dort den Wahlkampf zu organisieren.
Bei seinem Weggang nach Schwerin will er weitere prominente Köpfe aus dem Stab der Neonazis mitnehmen. Darunter den aus Greifswald stammenden Stefan Rochow, der seit 2002 Bundeschef der Jungen Nationaldemokraten (JN), der Jugendorganisation der NPD ist.
Nachdem Dresden seit 2004 zu einer politischen Festung und "Denkfabrik" der NPD ausgebaut wurde, solle nun auch Schwerin ein "Leistungszentrum" werden, sagt Marx. Um die Dresdner Verluste auszugleichen, träumt der "spin doctor" von einer "Achse Dresden-Schwerin", quasi als Rückgrat der Rechtsextremen für weitere Erfolge in anderen Ländern, bei Kommunalwahlen und der nächsten Bundestagswahl. Dafür solle es künftig regelmäßige Kontakte beider Fraktionen geben, um Inhalte und Strategien abzusprechen. Schon in den vergangenen Wochen waren die Abgeordneten und Mitarbeiter der Dresdner Landtagsfraktion aufgefordert worden, ihren Sommerurlaub in Mecklenburg zu verbringen, um die Parteifreunde zu stärken.
Wer die Lücken in Sachsen füllen soll, ist vorerst unklar. Allerdings habe die Fraktion inzwischen einige Nachwuchsleute angelernt, sagt Marx. Dass der Verlust namhafter Mitarbeiter dennoch nicht leicht auszugleichen ist, räumt der NPD-Parteivize indirekt ein. Der Tod von Leichsenring, der bereits als NPD-Spitzenkandidat für 2009 aufgebaut wurde, habe ein großes Loch gerissen.
Sven Heitkamp