Karl Nolle, MdL

DNN, 11.04.2001

Nach Umfrage: Roßberg hofft, die FDP mauert

...und Berghofer hat angeblich Plakate gedruckt
 
DRESDEN. SPD, Grüne und die Bürgerinitiative "OB für Dresden" sehen sich durch das jüngste DNN-Wahlbarometer in ihren Hoffnungen bestärkt, mit ihrem Kandidaten Ingolf Roßberg Oberbürgermeister Herbert Wagner (CDU) abzulösen. Roßberg wirbt inzwischen weiter um Unterstützung durch FDP und PDS. Der Kreisvorstand der Liberalen hingegen hat am Montagabend nach einem Entwurf von FDP-Stadtrat Jan Mücke 21 "Wahlprüfsteine" gemauert, die in mehreren Punkten Roßbergs Aussagen widersprechen. Mücke will zudem aus sicherer Quelle wissen, dass es bereits Wahlplakate des letzten SED-Oberbürgermeisters Wolfgang Berghofer gibt.
Nach der Umfrage des Instituts für Kommunikationswissenschaften im Auftrag der DNN ist der Wahlausgang noch völlig offen. "Es passiert genau das, was wir erwartet haben", sagte Grünen-Sprecher Andreas Jahnel: Roßberg hole deutlich auf. SPD-Stadtchef René Vits sah sich von den guten Werten nicht gänzlich überrascht: "Wir haben immer gewusst, dass Roßberg größere Chancen hat, als uns die PDS weis machen wollte." In einer von der PDS in Auftrag gegebenen Studie des Forschungsinstituts SAS lag Roßberg Ende Januar mit 12 Prozent noch weit hinter Berghofer (27 Prozent) und Wagner (25 Prozent). Jetzt rangiert er bei einem Bewerber-Dreikampf gleichauf mit Berghofer fünf Prozentpunkte hinter Wagner, bei einem Zweikampf allein mit dem OB nur drei Punkte dahinter.
Die frühere PDS-Chefin Christine Ostrowski sei von dem guten Abschneiden Roßbergs überrascht, sagte sie gestern den DNN. Vor der Mitgliederversammlung am 28. April sieht sie die PDS in einer guten Position: "Mit uns siegt jeder Gegenkandidat, ohne uns keiner." Parteichef Michael Schrader vermochte sich die gewachsene Unterstützung für Roßberg nicht zu erklären. Er kündigte eine weitere Umfrage an, die kurz vor dem PDS-Parteitag vorliegen soll.
Ostrowski-Favorit Berghofer hatte angekündigt, er werde sich noch vor Ostern äußern. Seinem Medienberater Thomas Krafczyk zufolge heißt das nicht, dass der Ex-OB dabei Klartext zu einer Kandidatur redet. "Er hat sich noch nicht entschieden", sagte Krafczyk. FDP-Stadtrat Jan Mücke will anderes gehört haben. "Ich kenne einen, der am Montag schon Plakate von ihm gesehen hat", sagte er, mochte aber keinen Namen nennen. Mehrfach war zu hören, Berghofer werde den PDS-Parteitag abwarten.
OB Wagner (CDU) lehnte eine Stellungnahme zur DNN-Umfrage ab. Laut Rathaussprecher Ulrich Höver will er kurz vor dem Wahlkampfauftakt am 12. Mai sein Programm vorstellen und sich zu Umfragen äußern. CDU-Sprecher Andreas Lämmel sah in Wagners Abschneiden einen Ansporn, für die eigene Partei zu kämpfen: "Es stützt unsere Aussage, dass die Wahl noch nicht gewonnen ist."
Herausforderer Roßberg sagte den DNN aus Wuppertal, er sehe "eine echte und realistische Chance" auf den Wahlsieg. Am vergangenen Wochenende hat er nach eigenen Angaben eine Zweiraumwohnung in der Bautzner Straße gemietet. Nach Ostern will er seinen Hauptwohnsitz wieder nach Dresden verlegen und fast durchgängig in der Stadt sein.
(Stefan Alberti)