Karl Nolle, MdL
DIE WELT, 25.08.2007
Sächsisches Desaster
Kommentar von Uwe Müller
Der "Sächsisch als Erfolgsprinzip" lautet der Slogan der SachsenLB. Der Spruch klingt angesichts der jüngsten Hiobsbotschaften aus Leipzig wie Hohn. Nachdem die Sparkassenorganisation der angeschlagenen Landesbank erst vor einer Woche eine Kreditlinie von gut 17 Milliarden Euro einräumen musste, ist jetzt ein zusätzlicher Finanzierungsengpass von rund 400 Millionen Euro entdeckt worden. Damit hat sich die Lage der schlingernden Landesbank dramatisch verschärft.
Die Zeit drängt. Gelingt es nicht, der SachsenLB am Wochenende frisches Eigenkapital zur Verfügung zu stellen, müsste diese am Montag eine Verlusterklärung abgeben. Für den Geschäftsbetrieb erforderliche Kredite wären dann nur noch zu horrenden Zinssätzen zu bekommen. Deshalb soll die Auffanglösung bereits am Sonntagabend stehen. Voraussichtlich wird die SachsenLB in der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) aufgehen.
Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU), der das Institut 1992 als Finanzminister mit aus der Taufe gehoben hat, muss seinen Traum von einer eigenständigen Landesbank endgültig begraben.Das Abenteuer SachsenLB könnte den ostdeutschen Freistaat teuer zu stehen kommen. Auch wenn sich für die Bank ein neuer Eigentümer findet, bleiben Risiken beim Land hängen. Es haftet bis 2015 für mögliche Verluste aus der milliardenschweren Rettungsaktion der Sparkassenorganisation.
Sächsisch als Erfolgsprinzip? Tatsächlich ist Sachsen wohl eher ein abschreckendes Beispiel dafür, was geschehen kann, wenn ehrgeizige Politiker in einer Bank das Sagen haben.
Den Autor erreichen Sie unter: uwe.mueller@welt.de