Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 15.10.2007

Die Verluste der Landesbank lassen das Schlimmste befürchten

Kommentar von Ulrich Wolf
 
Sollten Sie gerade Ihren Morgenkaffee schlürfen, verschlucken Sie sich nicht! Die Landesbank Sachsen hat ihr inzwischen fast schon übliches „Wort zum Sonntag" mitgeteilt. Frohe Botschaften stecken nicht dahinter. Kam noch vor gut sieben Wochen an einem späten Sonntagabend die Nachricht vom Notverkauf, so wurde gestern Mittag kundgetan: Wir rutschen in die roten Zahlen.

Der Verlust der Bank summierte sich bereits bis Ende September auf 54 Millionen Euro. Ohne die 250 Millionen Vorschuss vom Käufer Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) wären die Sachsen-Banker mit mehr als 300 Millionen Euro in den Miesen. Bis Silvester dürfte noch einiges hinzukommen; die Geldhäuser nutzen traditionell das letzte Quartal, um ihre Risiken aktuell zu bewerten.
Die sich andeutende Dimension der roten Zahlen der Landesbank ist eine ganz heiße Angelegenheit. Sogar Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) könnte sich daran verbrennen. Er präsentierte den Notverkauf bislang stets als strategisch geschickte Rettungsaktion für den Freistaat und verknüpfte damit sein politisches Schicksal.

Sein Abgang ist fällig,wenn eintritt, was sich die LBBW wohlweislich vorbehalten hat: vom Kaufvertrag zurückzutreten, sollte die Überprüfung der Sachsen-LB ergeben, dass sich Übernahme nicht rechnet. Genau darauf aber läuft es hinaus.

Für Milbradt, seine Regierung, für ganz Sachsen ist das ein Desaster. Neuwahlen und ein haushaltspolitisches Fiasko sind nicht mehr auszuschließen. Zudem droht ein Rückschritt in der wirtschaftlichen Entwicklung Sachsens. Dieses Szenario ist nicht aus der Luft gegriffen, kehrt die LBBW weiterhin alle Sachsen-LB-Risiken so rigoros aus wie bisher — und ohne Rücksicht auf politische Unions-Banden zwischen Stuttgart und Dresden.

Sollte Ihr Kaffee inzwischen kalt geworden sein, so ist bedauerlicherweise mitzuteilen: Die Sachsen-LB ist nicht mehr in der Lage, Ihnen Schadenersatz zu zahlen.
wolf.ulrich@dd-v.de