Karl Nolle, MdL
Agenturen dpa, 11:54 Uhr, 05.11.2007
Bilanzmanipulation: Wirtschaftsprüfer bestreitet Vorwürfe
Chemnitz (dpa/sn) - Vor dem Landgericht Chemnitz muss sich seit Montag der frühere Wirtschaftsprüfer der insolventen Sachsenring AG (Zwickau) wegen vorsätzlicher Verletzung der Bilanzpflicht und Beihilfe zur Untreue verantworten. Staatsanwalt Christian Goltz warf dem Mitarbeiter der renommierten Prüfungsgesellschaft Ernst & Young in seiner Anklage vor, für die Jahre 1998 und 1999 wissentlich falsche Bilanzen testiert zu haben. So sollen die Jahresberichte statt Verlusten Gewinne ausgewiesen haben. Der 44 Jahre alte Angeklagte aus Bochum wies die Vorwürfe zum Prozessauftakt zurück.
Mehrere Rechnungen der Sachsenring AG mit Forderungen in Millionenhöhe an seinen Hauptkunden Volkswagen waren nach Ansicht der Staatsanwaltschaft gefälscht. Auch die Bilanzierung von angeblichen Aufträgen einer Tochter von DaimlerChrysler sei falsch gewesen. So kaschierte laut Staatsanwalt Goltz die Sachsenring AG ihre Verluste und konnte ihren Aktionären für beide Jahre Dividenden ausschütten. 2002 musste der einstige Börsenliebling aus dem Osten Insolvenz anmelden.
Der Angeklagte bestritt in der Verhandlung, zum Zeitpunkt der Prüfung etwas von den «kriminellen Vorgängen» bei Sachsenring gewusst zu haben. Ein Wirtschaftsprüfer habe nur begrenzte Möglichkeiten, Nachforschungen anzustellen, sagte er. Er habe Unklarheiten mit der Geschäftsführung des Zwickauer Unternehmens besprochen. Mehrere Vorstandsmitglieder hätten die Richtigkeit der Rechnungen bestätigt. «Für uns gab es keine Hinweise auf Täuschungen oder Manipulationen», sagte der Angeklagte und sein Verteidiger, Jürgen Riese, ergänzte: «Ein Wirtschaftsprüfer ist kein Kriminalbeamter, der jedem Schreiben misstraut und es drei Mal prüft.»
Zunächst sind bis Anfang Dezember zehn weitere Verhandlungstage terminiert. Dabei sollen rund 25 Zeugen gehört werden, darunter vier Sachverständige und die ehemalige Geschäftsleitung. Diese muss sich vermutlich 2008 Jahr wegen Insolvenzverschleppung strafrechtlich verantworten.
dpa nl yysn z2 sb
051154 Nov 07