Karl Nolle, MdL

BILD Sachsen, 01.11.2007

Metz: „Ich sehe keinen Fehler."

Exklusiv: Ex-Finanzminister Horst Metz (62, CDU) erzählt in BILD die Geschichte seines Rücktritts
 
Dresden - Seine Kritiker halten ihn für tot - politisch tot! Seit Dr. Horst Metz (62, CDU) am 30. September 2007 als Finanzminister zurücktrat, scheint seine Karriere beendet. Die Affäre um die Sächsische Landesbank (Sachsen LB) warf ihn aus der Bahn. Seine Gesundheit und seine Kraft waren am Ende.
Nun, vier Wochen später, ist er überraschend zurück im Landtag. Mit neuen Kräften, neuen Ambitionen. BILD gab er exklusiv das erste Interview!


BILD: Wir sitzen hier im Hotel Maritim und schauen hinüber auf ihr altes Finanzministerium. Was ist das für ein Gefühl?

Dr. Metz: „Ein durchaus angenehmes. Ich bin stolz, dass ich dort 5 1/2 Jahre arbeiten durfte, eine tolle Zeit.“

BILD: Jetzt ist sie vorbei.

Dr. Metz: „Ja schade - aber ich fühle mich freier. Auch meine Familie merkt das, sie hat in den letzten Jahren viel zurückstecken müssen. Meine Frau ist froh, dass ich den Stress nun abgelegt habe. Ich bin ruhiger und entspannter, wir haben auch mehr Zeit für uns.“

BILD: Vermissen Sie nicht die Macht als Minister?

Dr. Metz: „Zuerst war es so. Von einem Tag auf den anderen ist alles weg – großes Büro, Referenten, Dienstwagen, Telefon. Dann merkte ich, dass man mit der großen Verantwortung auch eine Last los ist.“

BILD: Keine Wehmut?

Dr. Metz: „Ein wenig. Es ist, als ob man kurz vor dem Ziel aus einem Rennen fliegt. Ich hätte gern bis 2009 weitergemacht.“

BILD: Warum dann der Rücktritt?

Dr. Metz: „Mein Körper machte nicht mehr mit. Die Belastung der letzten Monate war zu groß...“

BILD:... wegen der Krise bei der Sachsen LB?

Dr. Metz: „Ja. Der Druck und Stress waren enorm. Es gab Tage, da berieten wir von früh 8 Uhr bis Nacht um 3. Da hat mein Körper die Notbremse gezogen. Ich brach zusammen, musste ins Krankenhaus.“

BILD: Was sagten Ihnen dort die Ärzte?

Dr. Metz: „Ich muss ruhiger werden, kürzer treten. Ich solle tun, was mir Freude macht - nur nicht zu viele Zigarillos rauchen...“

BILD: War der Rücktritt Ihre Entscheidung, oder wurden sie gebeten zu gehen?

Dr. Metz: „Ich habe das alleine entschieden! Und es war kein leichter Schritt.“

BILD: Wie ist heute Ihr Verhältnis zu Milbradt?

Dr. Metz: „Das man als Finanzminister sowieso immer der Buhmann ist, wissen wir beide sehr gut. Er kennt den Job auch. Deshalb verstehen wir uns weiterhin sehr gut.“

BILD: Wie ist Georg Milbradt so als Chef?

Dr. Metz (lacht): „Eine wirklich starke Führungspersönlichkeit. Er weiß ganz genau, was er will und kann sich sehr gut durchsetzen.“

BILD: Was lief da eigentlich bei der Landesbank schief?

Dr. Metz: „Ich sehe keinen Fehler. Vor der Krise auf dem US-Immobilienmarkt lief alles sehr gut. 2006 hatten wir das beste Ergebnis in der Geschichte der Sachsen LB erwirtschaftet.“

BILD: Nun müssen Sie vor einen Untersuchungs-Ausschuss des Landtages. Haben Sie Bammel davor?

Dr. Metz: „Nein, ich stehe zu dem, was ich gemacht habe. Hinterher weiß doch eh jeder alles besser...“

BILD: Wie schaut nun ihre Bilanz als Minister aus?

Dr. Metz: „Mein Konto steht im Plus. Die Sparpolitik der letzten 17 Jahre hat Sachsen nach vorne gebracht.“

BILD: Was raten Sie ihrem Nachfolger Tillich?

Dr. Metz: „Linie halten und weitersparen!“

BILD: Und sie gehen jetzt seelenruhig in Rente?

Dr. Metz: „Von wegen! Ich arbeite als Abgeordneter im Landtag für meinen Wahlkreis Sächsische Schweiz, werde mich in die Fraktion einbringen. Immerhin habe ich einiges an Kontakten und Erfahrung, die uns helfen.“

BILD: Aber danach winkt die Pension?

Dr. Metz: „Nein, warum soll ich mit Politik aufhören? Ich will bei der Landtagswahl 2009 wieder antreten.“

BILD: ... um wieder Minister zu werden?

Dr. Metz: „Ich würde mich nie vor der Verantwortung drücken und prinzipiell nicht Nein sagen - aber wir haben in der CDU ganz viele junge Talente, die das dann lieber machen sollten.“

Interview: Christian Fischer