Karl Nolle, MdL
DNN/LVZ, 12.11.2007
Rößlers Spitze
Dresdener Depesche von von Sven Heitkamp
In Zeiten der Neuigkeitsarmut weicht der geübte Landtagsredner auf starke Bilder aus. Für CDU-Innenpolitiker Volker Bandmann fällt dann zum Beispiel der Sachsen-Sumpf „wie ein Kartenhaus“ zusammen, während Linke-Fraktionschef André Hahn glaubt, dass sich die Regierung an der „heißen Luft” noch die Finger verbrennt. Für Spaß sorgte in der kleinen Rhetorikschule FDP-Mann Jürgens Martens. Der fühlte sich angesichts der Abwiegelungstaktik des Innenressorts an den einstigen irakischen Informationsminister Mohammed Sajjid El Sahhaf erinnert. Der habe noch zehn Minuten vor seiner Verhaftung in Bagdad erklärt, es gebe im Umkreis von 300 Kilometern keine Amerikaner, so Martens. Und solche „Neuigkeiten” will ja nun wirklich niemand hören.
Politiker-Gastbeiträge in Zeitungen sind selten. Aber manchmal gibt es sie doch – wie jetzt von Ex-Minister Matthias Rößler von der CDU. Der von Georg Milbradt 2004 aus dem Kabinett beförderte Abgeordnete hat in der Süddeutschen Zeitung über Ost-West-Probleme 18 Jahre nach der Wende nachgedacht, gewürzt mit Thesen. Eine davon: „Die Vormundschaft in den neuen Ländern muss überwunden werden.“ Und der Leser fragt sich, wen Rößler meinen könnte. Also lesen wir weiter: „Wir brauchen eine Politik in, für und von Sachsen, auch an der Spitze.“ Aha, die Spitze also, Milbradt ist gemeint. Nur wie? Des Rätsels Lösung folgt: „Die Regierenden“, schreibt Rößler, „sollten aus der Mitte der Sachsen kommen“. Milbradt ist es also nicht. Denn der ist im Sauerland geboren, was irgendwie nach Westen klingt.