Karl Nolle, MdL

Berliner Zeitung, 07.04.2008

Milbradt hat den Kredit verloren

Kommentar von Andreas Förster
 
Nun dürfte es doch recht schnell gehen mit Georg Milbradt. Nach seinem Eingeständnis, das Amt des Finanzministers 1996 dazu benutzt zu haben, persönlich Kasse zu machen, hat der 63-jährige sächsische Ministerpräsident abgewirtschaftet. Seine innerparteilichen Gegner, die Milbradt lieber heute als morgen aus dem Amt jagen wollen, können triumphieren.

Denn fast das Einzige an Reputation, was dem Ministerpräsidenten nach all den Pannen und Affären im Freistaat noch geblieben war, seine scheinbare Korrektheit, der moralische Anstand, das Private nicht mit dem Amt zu vermischen, ist jetzt perdu. Noch im unseligen Nachfolgestreit mit seinem Amtsvorgänger Kurt Biedenkopf gab Milbradt 2001/2002 den Saubermann als Alternative zum Filz-König Kurt. Nun aber steht auch er als Abzocker da. Er verdient an einem Fonds der Sächsischen Landesbank risikolos und gut, während für deren Milliardenverluste (wenn gleich in einer anderen Sache) die Bürger zahlen müssen.

Vor seiner Anhörung im SachsenLB-Untersuchungsausschuss war Milbradt letzte Woche von seiner Partei aufgetragen worden, die CDU einigermaßen ordentlich aus dem Bankdesaster herauszubringen. Kurz vor den Kommunalwahlen im Juni sollte nicht zu viel Verantwortung für das Milliardendebakel an Sachsens Christdemokraten hängen bleiben. Das war Milbradts letzte Chance, sich gegen seine innerparteilichen Gegner zu behaupten. Er hat sie vertan. Nun hält er sein politisches Schicksal nicht mehr in den eigenen Händen.