Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 09.04.2008

Milbradts SLB-Skandal: CDU verliert dramatisch

Repräsentative Morgenpost-Umfrage in Sachsen
 
DRESDEN - 51 Prozent der Sachsen fordern in einer repräsentativen Morgenpost-Blitzumfrage den Rücktritt von Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU)! Die Privatgeschäfte mit der 2007 gecrashten Sachsen LB setzen zunehmend auch die CDU unter Druck: Sie verliert dramatisch an Vertrauen!

Das „Institut für Marktforschung Leipzig“ befragte Sachsen in einer repräsentativen Blitzumfrage für die Morgenpost nach dem derzeitigen Zustand der CDU im Freistaat. Demnach fordern 51 Prozent der Sachsen einen Rücktritt des Ministerpräsidenten wegen seiner privaten Geschäfte mit der Landesbank und seiner politischen Verantwortung am Crash der SLB. 34 Prozent wollen, dass Georg Milbradt im Amt bleibt.

Eindeutig fällt das Wahlverhalten aus: Die CDU würden derzeit 36 Prozent der Sachsen wählen, unter der Voraussetzung, dass Georg Milbradt Ministerpräsident bleibt. Würde ein anderer CDU-Kandidat antreten, wären es immerhin 38 Prozent. Im Vergleich zur letzten Landtagswahl 2004 (41,1 Prozent) verliert die CDU derzeit dramatisch an Vertrauen! Die genauen Ergebnisse der Umfrage zur politischen Lage in Sachsen, auch der anderen Parteien, lesen Sie morgen in Ihrer Morgenpost!

Die Stimmung in der Union ist ohnehin schon schlecht: Die Vorwürfe gegen Georg Milbradt - er habe als Finanzminister private Geschäfte in der Landesbank getätigt, mit dem Wissen aus seiner Funktion als SLB-VerwaltungsratsChef heraus, welches andere Anleger nicht haben konnten -nagen am Selbstbild der Union. öffentlich kritisiert der CDU-Abgeordnete Thomas Hermsdorfer: „Wir verfrühstücken gerade die Sympathien, die wir in 17 Jahren aufgebaut haben." Ex-Minister Matthias Rößler sieht die „persönliche Integrität" Milbradts infrage gestellt. Ex-Minister Karl Mansfeld sieht „Klärungsbedarf` bei Milbradt. Die seit 2004 geführte Personaldebatte kocht wieder hoch.

Damals hatte Milbradt bei der Landtagswahl nicht nur 41,1 Prozent der Stimmen eingefahren (- 15,8 Prozent), sondern die absolute Mehrheit vergeigt. Vor über sechs Jahren trat ebenfalls die CDU-Fraktion auf dem Höhepunkt der Affären des damaligen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf (CDU) zusammen. Damals fasste sich der Abgeordnete Georg Milbradt ein Herz- stand auf und fragte: „Gibt es da noch mehr, Kurt?" Mal sehen, ob und wer sich heute traut!
von Jens Jungmann