Karl Nolle, MdL
Sächsische Zeitung, 15.04.2008
Führungswechsel in Sachsen: Milbradt geht, Tillich kommt
Die letzte Entscheidung fiel am Abend zuvor bei einem Geheimtreffen im Privathaus des Ministerpräsidenten.
Dresden. Nach siebenjähriger Amtszeit hat Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) gestern für Ende Mai den Rücktritt von allen seinen Ämtern angekündigt. Zum Nachfolger als Regierungschef und CDU-Landesvorsitzenden schlug er den derzeitigen Finanzminister Stanislaw Tillich vor.
Milbradt zog damit die Konsequenzen aus den monatelangen Debatten über das Finanzdebakel der ehemaligen Landesbank Sachsen. Den überraschenden Zeitpunkt für seine Rücktrittserklärung hatte der Regierungschef in der vergangenen Woche in mehreren Geheimtreffen minutiös vorbereitet. Zuvor waren private Geldgeschäfte Milbradts und seiner Frau mit der Landesbank publik geworden.
Der Regierungschef führte zunächst Einzelgespräche mit seinen drei möglichen Nachfolgern, Bundeskanzleramtsminister Thomas de Maizière, Sachsens Kultusminister Steffen Flath und Finanzminister Stanislaw Tillich. Der genaue Ablauf für die Übergabe des Regierungsamtes wurde dann erst am Sonntagabend bei einem Treffen mit allen Beteiligten im Privathaus Milbradts in Dresden festgezurrt. Dabei fiel auch die Entscheidung, dass Kultusminister Steffen Flath das einflussreiche Amt des CDU-Fraktionsvorsitzenden im Landtag von Fritz Hähle übernehmen soll. Kanzleramtsminister Thomas de Maizière wird Spitzenkandidat der CDU bei der Bundestagswahl 2009.
Mit dem 49-jährigen Tillich wird erstmals ein Sachse an der Spitze der Landesregierung stehen. Die von der Opposition geforderte Neuwahl des Parlaments wies der Koalitionspartner SPD zurück. (SZ)