Karl Nolle, MdL
DNN/LVZ, 11.06.2008
Rot-rote Absprachen für die Kommunalwahl
SPD und Linke verhandeln über Rückzug und Antritt von Kandidaten im zweiten Durchgang
Dresden/Leipzig. Nach der Wahl ist vor der Wahl: Nachdem bei den Landrats- und Bürgermeisterwahlen am Sonntag in vier Kreisen und 41 Gemeinden keine klaren Mehrheiten zustande kamen, laufen hinter den Parteikulissen eifrig Gespräche. Damit soll das Bewerberfeld für den zweiten Durchgang gelichtet werden. Vor allem SPD und Linke arbeiten vor Ort und auf hoher Landesebene an Paketlösungen für den Stichtag 22. Juni.
Die rot-roten Pakte eint dabei das Ziel, CDU-Bewerber noch zu verhindern. Das gilt unter anderem für Dresden: SPD-Kandidat Peter Lames zog gestern seine Kandidatur als Oberbürgermeister bereits zurück: „Ich halte mich an mein Wort“, so Lames: Die Alternative zur CDU solle derjenige stellen, „der im ersten Wahlgang die meisten Stimmen bekommen hat.“ Und das war der Linke Klaus Sühl, der mit 14,5 Prozent vor Lames Zweiter wurde.
Einen Ausgleich dafür könnte es in Zwickau geben: Dort liegt SPD-Sozialbürgermeisterin Pia Findeiß mit fast 40 Prozent an der Spitze, ein Verzicht von Linke-Kandidat Bernd Meyer könnte ihren Vorsprung vorm CDU-Konkurrenten ausbauen. Die SPD will mit Zwickau neben Leipzig und Chemnitz die dritte große Stadt Sachsens für sich erobern. Ob Meyer aber mitmacht, ist noch offen.
Erleichterung gibt es indes schon für Petra Köpping, die im neuen Kreis Leipzig einzige SPD-Landrätin werden könnte. Linke-Kandidatin Kerstin Köditz erklärte bereits Montagabend ihren Verzicht. Rein rechnerisch könnte es damit denkbar knapp werden: Während CDU-Landrat Gerhard Gey zunächst 48,2 Prozent schaffte, erhielten SPD und Linke zusammen 47,3 Prozent. Zwar will Köditz keine Empfehlung für Köpping aussprechen. Doch es gilt die Lesart von Linke-Wahlkampfleiter Rico Gebhardt: „Wir sind generell bereit, Kandidaten zurückzuziehen, wenn man sich über Inhalte und Kompensationen verständigt.“
Damit sieht es in Nordsachsen jedoch schwierig aus: SPD-Landratsbewerberin Liane Deicke hat erklärt, mit ihren 17 Prozent wieder antreten zu wollen. Bleibt es dabei, hätte Linke-Konkurrent Thomas Kind das Nachsehen. Sollte allerdings der Torgauer CDU-Landrat Robert Schöpp gegen den Delitzscher Parteifreund Michael Czupalla antreten, „werden die Karten neu gemischt“, heißt es bei der SPD.
Verhandelt wird parallel im bürgerlichen Lager, denn die FDP zeigt sich bereit, zugunsten von Christdemokraten zu verzichten. „Wir empfehlen, vor Ort mit der CDU ins Gespräch zu kommen“, sagt Parteichef Holger Zastrow. „Das ist der Test für den Ernstfall auf Landesebene 2009.“
Sven Heitkamp