Karl Nolle, MdL
Sächsische Zeitung, 23.06.2008
Auch der Zweite fühlt sich als Sieger
Wer war eigentlich Klaus? So spottete gestern CDU-Stadtrat Patrick Schreiber, auf eine Wahlkampagne der Linken anspielend. Das sorgte bei Bärbel Romanowski, der Ehefrau von Klaus Sühl, nur für ein müdes Lächeln. „Ich bin total stolz. Über 30 Prozent, das ist ein großartiges Ergebnis“, schwärmte sie. Das seien gute Startbedingungen für das Superwahljahr 2009. Auch Cornelia Ernst, Parteichefin der Linken, ist zufrieden: „Klaus Sühl ist unter schwierigen Bedingungen mit nur sieben Prozent gestartet.“ Nun hofft sie, dass ihre Partei bei den nächsten Kommunalwahlen an alte Ergebnisse anknüpfen könne.
Klaus Sühl konnte im Vergleich zum 8. Juni sein Ergebnis mehr als verdoppeln und erhielt 18326 Stimmen mehr, sicher auch viele von Anhängern der SPD und den Grünen. „Wir haben respektvoll abgeschnitten und ordentlich gearbeitet“, schätzte Sühl ein. Der Ex-Staatssekretär wolle auf jeden Fall weiterhin in Dresden aktiv Politik gestalten – auf kommunaler Ebene ebenso wie später im Landtag. „Opposition ist eine vornehme Aufgabe“, sagte er.
Sühls Schönreden des Ergebnisses war kein Vergleich zum Jubel der CDU-Anhänger. Schon die Ergebnisse der ersten Wahlkreise zeigten den deutlichen Vorsprung für Helma Orosz. „Mit ihrem Charme schafft Helma alles und bringt Dresden endlich voran“, so diskutierten sie. Vergessen die Mühen des Wahlkampfes: 89799 Stimmen, 6528 mehr als zur ersten Wahl vor zwei Wochen, konnte Orosz erringen. „So sehen Sieger aus“, schwärmte auch Ministerpräsident Stanislaw Tillich. Er bedauere zwar, eine Expertin in Sachen Gesundheitspolitik zu verlieren, aber es sei gut für Dresden.
„Ich freue mich auf die neuen Herausforderungen. Das gute Wahlergebnis gibt mir zusätzlich Kraft“, sagte die scheidende Sozialministerin. Sie werde am 1. August ihr Amt in der Stadt antreten. Noch vorder CDU-Fraktion überreichte FDP-Stadtrat Jan Mücke den ersten Blumenstrauß an Helma Orosz – allerdings in Papier eingehüllt. „Uns ging es um das gelbe Papier“, scherzte er. Die FDP ist überzeugt, zum Stimmenzuwachs deutlich beigetragen zu haben.
3,92 Prozent, gut tausend Stimmen mehr, erreichte der unabhängige Kandidat Friedrich Boltz. Kaum einer im Saal, der nicht die enttäuschende Wahlbeteiligung von 34 Prozent anspricht. „Vielleicht sollte man über eine Wahlpflicht nachdenken“, sagte SPD-Mann Dietrich Ewers. Doch weil er selbst weder Orosz noch Sühl seine Stimme geben konnte, habe er den Wahlzettel ohne Kreuzchen abgegeben – als eine ungültige Stimme. Seite 4
Von Bettina Klemm