Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 28.06.2008

Vom Landtag lernen, heißt Senden lernen

Kolumne: Lockes Landtag
 
Fiiinale oho, Fiiinale ohohoho. Schon wieder ist ein Monat zu Ende, in diesem Fall der Juni. Und schon wieder nutzt die Regierung die siegesfreudige Fußballstimmung, um uns Zumutungen zuzumuten. Mit der dicksten davon geht's uns jetzt endgültig ans Eingemachte: Wir sollen alle abspecken.

Die Bundesregierung fasste diesen Beschluss im Rahmen der Aktion „SchlankerStaat", als Siegmar Gabriel mal kurz in der Kantine war. Trotzdem unterstützt Sachsen die Initiative - und das wird auch Zeit. Viele sind hier nämlich so dick, dass sie es nicht mal mehr alle vier Jahre bis zur Wahlurne schaffen.

Aus diesem Grund überlegt die Sachsen-Union auch, die Landtagswahl 2009 weit weg von der Bundestagswahl zu legen. Wer zwei Mal wählen geht, bleibt länger schlank. Koalitionspartner SPD aber ist dagegen, doch Germany's first Model-Ministerpräsident Stanislaw Tillich stört das überhaupt nicht.

Im Gegenteil: In einem in Berlin vorgestellten Zehn-Punkte-Plan kündigte er sogar weitergehende Schritte an. Ab sofort geächtetsind in Sachsen auch dicke Freunde, dicke Tinte, dicke da, Dick Turpin, Dickbein, Diktate, Diktaturen, Diktiergeräte, Dickschen und Dickdarm. Die SPD soll immerhin eine Schonfrist für Karl Nolle herausgehandelt haben.

Schon gibt es Vermutungen, der Ministerpräsident wolle sich einen schlanken Fuß machen, aber das ist natürlich Unsinn. Vielmehr ahnen und begrüßen wir schon oz jetzt weitere Ideen im Sinne der Volks-Ästhetik. Wie wär's mit einem Aktionsplan gegen Socken in Sandalen, Bauch-frei-Shirts bei Bäuchen oder roten Strähnen in schwarzen Haaren? Kann man ja mal in der Halbzeitpause drüber nachdenken.

Am besten am Sonntag beim Fiiinale, oho. Die technisch hoch moderne Übertragung der Spiele mit spannungsgeladener Verzögerung zwischen Ankündigung und Aktion muss die UEFA übrigens in Sachsens Landtag geprobt haben. Vermuten wir jedenfalls, weil auch hier die Sitzungssendungen im Internet gnadenlos dem Ton hinterherhinken. Oder reden die Abgeordneten einfach nur schneller, als wir denken?