Karl Nolle, MdL
Freie Presse Chemnitz, 19.08.2008
NPD-Mann Gansel: "Pfefferspray in Notwehr"
Landtagsabgeordneter sieht sich als Opfer — Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den 34-Jährigen
Dresden. Vom Täter zum Opfer: Der NPD-Landtagsabgeordnete Jürgen Gansel (34) spricht von einer „Notwehrsituation", die ihn am frühen Sonntagmorgen vor dem Leipziger Alternativen-Club „Dark Flower" zum Einsatz von Reizgas veranlasst habe. Die Polizei bestreitet das, berichtet von drei leicht verletzten Personen durch das Reizgas und ermittelt gegen Gansel.
Als Folge des handfesten Streits habe er eine drei Zentimeter große
Platzwunde an der Augenbraue sowie Schürfwunden erlitten, stellte der rechtsextreme Politiker nach einem Bericht in der Montagausgabe der „Freien Presse" fest. Zweimal sei er „unprovoziert" angegriffen worden. So habe ihn der Ex-Freund einer Bekannten als „NPD-Schwein" tituliert. Nachdem der Mann sein T-Shirt zerrissen habe und erneut auf ihn losgehen wollte, habe Gansel das Pfefferspray eingesetzt. Ein hinzu gekommener Linker habe ihn zu Boden gerissen und ihm die Platzwunde zugefügt.
Er meide während der Landtagssitzungen die Dresdner Neustadt und Leipzig-Connewitz, sagte Gansel. Das Reizgas führe er zu seinem Schutz mit sich. Allerdings ist dessen Einsatz Privatpersonen verboten. Die Staatsanwaltschaft prüft daher die Vorgänge und hat die Landtagsverwaltung informiert.
Gansel steht nach seiner Leipziger Eskapade auch NPD-intern unter Erklärungszwang. Er muss sich derzeit Anklagen wegen Volksverhetzung und Verteilens jugendgefährdender Schriften erwehren.
von Hubert Kemper