Karl Nolle, MdL

Presseinformation/Offener Brief, 01.12.2008

Heinz Eggerts Oybiner Weihnachts- Zeitungsente

Offener Brief zu Eggerts plumper Ablenkung von Tillichs Weigerung die tatsächlichen Antworten seines Ministerfragebogens offen zu legen.
 
Lieber Landtagskollege Heinz Eggert,

diversen Medien habe ich entnommen, dass Du bei mir eine intransparente Biografie vermutest und dies insbesondere auf meine persönlichen Erfahrungen mit der SPD beziehst.

Schon der zur Wende 13-jährige "erfahrene DDR Bürger" Kretschmer meinte, nur wer hier gelebt habe, hätte das Recht , sich zur DDR Geschichte zu äußern, also die Geschichte der alten Griechen dürfen nur die alten Griechen schreiben, überhaupt dürfe Geschichte immer nur von Zeitzeugen beschrieben werden... Entschuldigung, als Historiker kann ich mich nur wundern.

Allerdings bin ich darüber nicht erstaunt, dass nur 1 % der sächsischen Hochschullehrer für Geschichte, Historiker aus dem Osten sind, und 99% aus dem Westen kommen, nach dem die Unis vom SED Makel gesäubert worden sind.

CDU Staatsfunktionäre als "normale DDR Biografien

Wer den 0,8 % Anteil von Block-CDU Mitgliedern an der Gesamtbevölkerung der DDR oder die 0,1 % CDU Karrieristen zu normalen DDR Biografien umdefinieren will, wie Stanislaw Tillich, hat seine Gründe. Es hilft ihm aber bei seinem Problem, dass er mit sich selber hat, nichts. (immerhin ca. 36% aller Staatsfunktionäre der DDR hatten das Mandat der Block CDU.)

Im Übrigen lenkt diese durchsichtige Methode davon ab, dass es bei der von mir angestoßenen Diskussion weder um die Geschichte der Täter noch um die Opfer der SED Diktatur geht, nicht um die Mitläufer und auch nicht die Angehöriger keiner dieser Zuordnungen, sondern ausschließlich um den heutigen, wahrhafigen Umgang mit eigener Geschichte. Und vom Ministerpräsidenten, einem christdemokratischen allemal, sollte man diese Aufrichtigkeit erwarten und nicht die Vorspiegelung politischer Demenz, die dann stückchenweise durch die Tatsachen gerade gerückt werden muß.

Fehlende Transparenz?

Seit Beginn meiner Landtagstätigkeit 1999 befindet sich (in unveränderter Form) auf meiner Hompage ein kurzer und zwei lange Lebensläufe, ein beruflicher und ein politischer Lebenslauf, in dem der Rauswurf und Wiedereintritt dokumentiert ist. Davon können sich die über 60.000 Besucher meiner Seite jederzeit überzeugen. Hier der link dazu: http://www.karl-nolle.de/karlnolle/polleben.php

Falls Du einen Landtagskollegen (oder Kollegin) finden solltest, der deutlichere Transparenz seines politischen und berufliches Leben geschaffen hat, gib mir einen Hinweis.

was waren die Gründe für Parteiauschluss und Parteiordnungsverfahren?

Was waren die Gründe und Hintergründen meines Parteiausschlusses 1986, den ich im Internet selbstverständlich korrekt dargestellt habe?

Was waren die Gründe für drei weitere Reglementierungs- und Einschüchterungsversuchen für mein "schändlichens politisches Verhalten" durch Gremienbeschlüsse und Schiedsgremien meiner Partei?


1) 1986 wurde ich aus der SPD-Hannover ausgeschlossen, wegen "Unterstützung einer feindlichen Organisation" (DIE GRÜNEN) wegen Aufruf zu einer Wahlkampagne "Erststimme der SPD, Zweitstimme den Grünen. Für eine rot/grüne Mehrheit gegen die CDU". Ich hatte damals diesen Aufruf initiert und mit 100 anderen Bürgern, darunter vielen SPD Mitgliedern als große Anzeige in der Tageszeitung veröffentlicht. Resultat war der sofortige Ausschluss ohne Parteiordnungverfahren. Ein halbes Jahr später machte der Hessiche MP Börner (SPD) mit Turnschuhfischer von den Grünen in Hessen die erste rot/grüne Koalition in einem Bundesland.


Ich habe in meiner langjährigen Zeit in der SPD immer wieder gelernt, "dass es leichter ist, mit der Partei zu irren, als gegen sie Recht zu haben."


2) So war das auch 1986 beim Rauswurf oder in den Siebzigern. Als Juso machte ich mich unbeliebt , da ich die verheimlichte Karriere eines Nazi-Jugendbuch-Autors öffentlich machte, der im Krieg Jugendheldenbücher über die stolze Wehrmacht und die dreckigen Fratzen der Niggersoldaten bei den Allierten schrieb. Dieser Mann war unerkannt zum Chef der Bundes-Medienholding der SPD geworden. Ich bekam eine Parteiordnungsverfahren wegen Beleidigung und Verächtlichmachung von führenden Funktionsträgern der SPD, bevor er seinen Hut nehmen mußte.

3) Ich erinnere mich auch an ein weiteres Parteiordnungsverfahren, als ich die Korrumpierungs- und Bestechungsversuche eines niedersächsischen Innenministers öffentlich machte, der mir einen "schönen Job" im Ministerium anbot, wenn ich ihm den Landtagswahlkreis sicherte, in dem ich als Jusochef "zufälligerweise" wichtigen Einfluss hatte. Der Minister war öffentlich blamiert und mein Verfahren wurde wieder eingestellt.

4) Das erste Parteiordnungsverfahren erhielt ich übrigens, als ich mich in einem Vortrag zur SPD Geschichte in der Weimarer Republik angeblich "verächtlich" zu den historischen Fehlern unseres damaligen Parteivorsitzenden Erich Ollenhauer (Ollenhauer war der Vorsitzende im Zeitabschnitt zwischen Schuhmacher und Brandt) äußerte, der als Reichsvorsitzender der Arbeiterjugend (den damaligen Jusos) im Herbst 1932, ein halbes Jahr vor der Machtergreifung der Nazis, den gesamten Berliner Verband der Arbeiterjugend auflöste und zwar wegen "Vorbereitung illegaler politischerTätigkeit", die darin bestand, dass im Sommer/Herbst 1932 eine große Mehrheit der Berliner "Jusos", darunter Karl Nolle, mein Vater, begannen, Ihre Adressbücher zu vernichten, sich nur noch in Dreiergruppen trafen und andere Namen gaben. Auch das Parteiordnungsverfahren hatte keinen Erfolg. Gottseidank hatten manche der gernegroßen "Scharfrichter" in meiner Partei, die ich damals gelegentlich kennenlernte und die leider immer noch nicht ganz ausgestorben sind, nicht die Macht, mich "an die Wand zu stellen oder einzubuchten".

Herzlichen Gruß
Karl Nolle, MdL



ps. Lieber Kollege Eggert, Warum erfährt eigentlich die Öffentlichkeit aus dem Landtagshandbuch und/oder der CDU Fraktionsseite nicht die gravierenden Hintergründe für Deine Demission als Innenminister im Sommer 1995 oder etwas zu Deiner Auseinandersetzung mit dem Sächsischen Datenschutzbeauftragten Thomas Giesen?