Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 03.01.2009

Was wir 2009 gern in der Zeitung lesen würden

Sächsisch betrachtet von Gunnar Saft
 
Stellen Sie sich vor, im Politikteil Ihrer Tageszeitung stehen dieses Jahr nur gute Nachrichten. Unmöglich? Also an uns Journalisten soll es nicht liegen. Wie wäre es zum Beispiel mit der Schlagzeile: „Sachsens NPD spendet gesamtes Parteivermögen für die Renovierung von maroden Asylbewerberheimen.“ Das liest doch jeder gern. Zumindest, wenn die NPD das ganze Geld nicht nur für braune Wandfarbe ausgibt.

Auch der SPD-Abgeordnete Karl Nolle, dessen Wühlen in wahren und vermeintlich wahren Skandalen ihm genauso viele Fans wie Gegner beschert, könnte sich 2009 übertreffen: „Nolle immer gnadenloser – nun übt er sogar Selbstkritik“.

Allen, den dieser Gedanke eher den Angstschweiß auf die Stirn treibt, können aber vielleicht dieser Meldung etwas abgewinnen: „Bauarbeiter entdecken beim Abriss der insolventen Sächsischen Landesbank eine Goldader im Kellergeschoss.“ Auch Journalisten würden jubeln. Denn dann gäbe es in der Landesbank-Affäre endlich wieder etwas zu bohren.

Schön wäre es aber auch, wenn von der Dresdner Waldschlößchen-Brücke dieses Jahr die große Versöhnungs-Nachricht ausgehen könnte: „Alle Streitparteien einig: Neue Brücke wird gebaut – einspurig und nur an jedem zweiten Wochentag befahrbar.“

Falls das aber wieder nichts wird, freuen wir uns eben über kleine Erfolge: „Sächsisch wird Amtssprache im Bundestag.“ Zumindest wir könnten dann verstehen, womit die Damen und Herren in Berlin eigentlich den ganzen Tag beschäftigt sind.

Doch wir sollten nicht nur an uns denken. Deshalb kommt eine weitere Nachricht auf unseren Jahres- Wunschzettel: „Stanislaw Tillich endgültig entlastet: Der Papst vergibt ihm alle DDR-Sünden.“ So lange er Tillich danach nicht gleich heilig spricht, geht das schon in Ordnung, oder?

Jetzt aber zurück zu uns. „Akten-Chaos nach Brandserie in Sachsens Finanzämtern. Freistaat verzichtet 2009 auf alle fälligen Steuern.“ Na gut, davon haben nur die etwas, die sich das Steuerzahlen überhaupt noch leisten können. Wünschen wir uns daher auch etwas für alle Autofahrer. „Sachsen schließt Freundschaftsvertrag mit Saudi Arabien. Scheichs liefern Öl ab sofort zum halben Preis.“

Ach so, auf eine Schlagzeile warten wir natürlich gerade im Superwahljahr ganz besonders ungeduldig. „Urteil: Verfassungsgerichtshof erlaubt Wahlkampfreden nur noch mit umgehängtem Lügendetektor.“ Dazu nur so viel: Genießen Sie die Ruhe!

Nun aber endlich Schluss mit der Politik und hinein ins echte Leben: „Sensation: Forscher der TU Dresden entwickeln Impfstoff: Lausitzer Wölfe fressen jetzt nur noch Gras und Rinde“. Oder doch lieber die nächste Meldung? Immerhin ist die Finanzkrise längst noch nicht ausgestanden. „Chinesen bauen komplette Sächsische Schweiz nach und überweisen Lizenzgebühren auf 30 Jahre im Voraus.“

Und zum guten Schluss etwas für alle Fernsehzuschauer. Schließlich soll niemand sagen, wir Zeitungsleser wären egoistisch. Freuen wir uns daher alle auf die Top-Meldung des Jahres. „Volle Kassen: MDR zahlt Rundfunkgebühr zurück.“ Irgendwas vergessen? Ich hoffe nicht.