Karl Nolle, MdL
Sächsische Zeitung, 23.01.2009
US-Chipbauer AMD wegen Krise tief im Minus
Der kriselnde Computermarkt hat den US-Chipbauer AMD auf seinem Sanierungskurs erneut tief in die roten Zahlen gedrückt.
Sunnyvale - Zum Jahresende 2008 erlitt der Konzern mit einem Minus von 1,4 Milliarden Dollar den bereits neunten Quartalsverlust in Folge.
Der Verlust war sogar größer als der gesamte Umsatz des Konzerns: Die Erlöse brachen wegen der weltweit sinkenden PC-Verkäufe um rund ein Drittel auf knapp 1,2 Milliarden Dollar (rund 1 Mrd Euro) ein. Im laufenden ersten Quartal werde der Umsatz wohl noch tiefer fallen, warnte AMD am Donnerstagabend. Die Entwicklung der Branche sei derzeit schwer abzusehen, sagte Konzernchef Dirk Meyer am Sitz im kalifornischen Sunnyvale. Einer der AMD-Hauptstandorte ist Dresden. AMD beschäftigt in Dresden rund 2850 Mitarbeiter. Sprecherin Cornelia Probst betonte noch am Dienstag, Dresden sei von den jüngsten Stellenstreichungen nicht betroffen. Stattdessen werde Kurzarbeit angestrebt.
Schwacher Trost: Minus verringert
Schwacher Trost: AMD konnte das Minus im Schlussquartal 2008 zum Vorjahr um etwa 20 Prozent verringern. Im dritten Quartal hatte der Konzern dagegen noch fast die Gewinnschwelle erreicht. Das Ergebnis belasteten erneut Abschreibungen auf den übernommenen Grafikkarten-Spezialisten ATI sowie Kosten für die Konzernsanierung.
AMD gliedert derzeit im Rahmen seines Umbaus die komplette Chip-Fertigung in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Emirat Abu Dhabi aus. Allerdings haben sich seit Ankündigung des Geschäfts vor gut drei Monaten die Konditionen für AMD wegen der Wirtschaftskrise und der Talfahrt der Aktie massiv verschlechtert. Die Ausgliederung solle nun im Februar abgeschlossen werden, so Meyer.
1.100 Beschäftigte müssen gehen
Der Konzern baut gegenwärtig rund 1100 Jobs ab - etwa neun Prozent der Belegschaft. Auch der weit größere Branchenführer Intel leidet unter der Krise und streicht nach einem heftigen Gewinneinbruch gerade weltweit 5000 bis 6000 Stellen. AMD belasten aber neben der aktuellen Talfahrt der Konjunktur seit Jahren hausgemachte Probleme.
Mit seinem um Sondereffekte bereinigten Verlust schnitt AMDim Schlussquartal noch schlechter ab als von Analysten erwartet. Die Aktie stand nachbörslich stark unter Druck, nachdem sie bereits im regulären Handel mehr als zehn Prozent auf nur noch rund 2,00 Dollar verloren hatte. Im vergangenen Jahr hatte AMD bereits mehr als 70 Prozent seines Börsenwerts eingebüßt.
Im Gesamtjahr 2008 reduzierte AMD das Minus unter dem Strich leicht um acht Prozent auf 3,1 Milliarden Dollar. Der Umsatz stagnierte praktisch bei 5,8 Milliarden Dollar. (dpa/szo)