Karl Nolle, MdL
Agenturen, ddp-lsc, 18:46 Uhr, 17.02.2009
Kretschmer fordert «kollektive Vergebung»
Dresden (ddp-lsc). CDU-Generalsekretär Michael Kretschmer hat in der Debatte um die Vergangenheit von Politikern in DDR-Blockparteien eine «kollektive Vergebung» gefordert. «Wenn jemand 20 Jahre nach der Wende sagt: 'Ich habe damals Fehler gemacht' - dann muss auch Versöhnung möglich sein», sagte Kretschmer der «Leipziger Volkszeitung» (Dienstagausgabe). Menschen dürften nicht nur an ihrer Rolle zu DDR-Zeiten gemessen werden. Entscheidend sei, was sie danach gemacht hätten. Dies gelte prinzipiell auch für Mitglieder der Linken.
Die CDU werde es nicht zulassen, dass diejenigen DDR-Bürger, die «für sich und ihre Familien ein normales Leben zu organisieren versuchten, als Duckmäuser, Mitläufer oder sogar Unterstützer dieser Diktatur hingestellt werden», fügte Kretschmer am Dienstag in einer Erklärung hinzu. Zugleich wandte er sich ausdrücklich gegen den SPD-Landtagsabgeordneten Karl Nolle, der den sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich (CDU) für dessen Umgang mit seiner eigenen DDR-Vergangenheit kritisiert.
Mit seinen Vorwürfen verhindere Nolle «eine offene geschichtliche Auseinandersetzung, in der der einzelne auch Fehler zugeben kann». Am Fall Tillich hatte sich die DDR-Debatte bereits im vergangenen Jahr entzündet. Dieser war dafür kritisiert worden, seine Funktion als für Handel und Versorgung zuständiger Stellvertreter des Vorsitzendes des Rates des Kreises Kamenz 1989 in seinem offiziellen Lebenslauf lange verschwiegen zu haben. Bis heute ist zudem unklar, welche Antworten Tillich bei seinem Amtsantritt als sächsischer Landesminister 1999 auf einem Fragebogen zu seiner DDR-Biografie gab.
Die Dresdner SPD-Chefin Sabine Friedel sprach von einer «Rolle rückwärts von Herrn Kretschmer». Wenn die Union die politischen DDR-Biografien nun differenziert beurteile und «weder pauschal verteufelt noch pauschal einen Persilschein ausstellt, dann hat Karl Nolle viel erreicht».
ddp/tmo/mwa
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