Karl Nolle, MdL
Freie Presse Chemnitz, 01.07.2009
„Wähler sollten die richtigen Schlüsse ziehen“
PRO und CONTRA - Beiträge über die Veröffentlichung des Buches von SPD-Politiker und dem Abgeordneten im sächsischen Landtag Karl Nolle.
„Differenzierung fehlt"
Wer immer noch glaubt, Nolle führe hier nur Wahlkampf irrt, er führt in Wirklichkeit den Wahlkampf der CDU: So oberflächlich möchten sie das Problem gern abwehren, um weiterhin hübsch den Mantel des Schweigens über ihre eigene Vergangenheit auszubreiten. Aber nicht, dass es diese Vergangenheit gibt, wird ihr zum Verhängnis, sondern eben der höchst zweifelhafte Umgang damit und das Messen mit zweierlei Maß. Seit ihrem Machtantritt in Dresden 1990 versuchte die CDU-Führung den Sachsen einzureden, die DDR-Bevölkerung hätte aus zwei strikt getrennten Lagern bestanden — der bösen SED einerseits und all ihren armen Opfern auf der anderen Seite. Unterschiedslos und absichtlich undifferenziert wurden frühere SED-Mitglieder aus Ämtern und Berufen gedrängt, beschimpft, diskriminiert und verhöhnt, während ihre bisherigen „Bündnispartner" es sich gut gehen ließen, nachdem sie eilig unter den Schirm der Westparteien gekrochen waren. Selbst für Neuzugänge, die eben mal fix noch das Parteibuch getauscht hatten, machte man dort bereitwillig Platz. Doch wer selbst im Glashaus sitzt, sollte bekanntlich nicht mit Steinen werfen. Insofern musste dieses Pharisäertum eines Tages auf seine Urheber zurückfallen. Wundern kann man sich nur darüber, dass es so lange gedauert hat.
Arndt Zöllner, Olbernhau
"Ausdrückliches Dankeschön"
Mein ausdrückliches Dankeschön an Herrn Nolle, der durch sein Buch endlich mal den „Reinwaschungsversuchen" der so genannten Freiheitskämpfer bzw. Bürgerrechtler und Regimekritiker der alten DDR einen Spiegel vorhält, die es sich in der Sachsen-CDU bequem gemacht haben. Ich bin ja mal gespannt, ob der im Buch als IM Friedrich genannte sein Bundesverdienstkreuz, das er in demütiger Haltung entgegengenommen hatte, zurückgibt oder man es ihm einfach aberkennt. Wenn das einer aus der alten SEDPDS oder jetzt Linke gewesen wäre, hätte es im sächsischen Blätterwald wieder nur so gegeifert. In dies Sinne, weiter so Herr Nolle und erwerbe auch das Buch.
Hartmut Rettig, Chemnitz
„Aufschlussreiche Berichte”
Die Berichterstattung über Nolles Buch-Veröffentlichung war außerordentlich aufschlussreich. Angesichts dieser Fakten werden die fortwährenden Unredlichkeiten und die Machenschaften der gut organisierten und oftmals altlastigen CDU-Führung seit der ersten freien Wahl im März 1990 als Ablenkungsmanöver offensichtlich, in dem sie insbesondere die im Osten neu gegründete SPD in die Nähe der SED/PDS/Linke zu rücken versuchen. Hoffentlich ziehen zukünftig die Wähler und vor allem die bisherigen Nichtwähler die richtigen Schlussfolgerungen, indem sie sich gründlicher über die zur Wahl stehenden Abgeordneten hinsichtlich fachlicher, aber vor allem auch moralischer Eignung informieren und sich an den Wahlen beteiligen.
Helmut Steinbach, Chemnitz
„Besonderer Eifer "
Klingt recht interessant, was da aus dem Buch berichtet wird. Schöne engagierte Garde unsere CDU-Spitze. Allerdings wohl zeitlos und unabhängig von Gesellschaftsformen. Denn Kampfgruppenmitgliedschaft, SED-Mitgliedschaft, stellvertretender Vorsitzender für Handel und Versorgung, Kreissekretärin, Politinstrukteur und noch einiges mehr, zeugen wohl doch schon von besonderem Eifer auch vor der Wende. Interessant auch die Rechtfertigungen dieser Herren, „Man sollte sich die Zwänge und den ideologischen Druck dieser Zeit vergegenwärtigen". Erinnert sei da nur an die Hetzjagd gegen den Eislauftrainer Ingo Steuer, der in jungen Jahren eine Unterschrift leistete. Hinzu kommt, dass viele in der DDR auch ohne Kampfgruppe und Parteizugehörigkeit ihren Weg und Berufsweg gegangen sind und gehen konnten. Sie sind dabei weder verhungert noch wurden sie eingesperrt. Eins gab es in der DDR allerdings auch schon. „Mangelndes Wissen und fehlende Intelligenz konnte man teilweise mit Linientreue kompensieren".
Dietmar Sobottka, Chemnitz
„Kein Förderer gewesen"
Ein paar persönliche Anmerkungen zur Diskussion um die Rolle der CDU in der DDR: In Geyer besuchte ich die Mittelschule, war Pionier und FDJler. Dann Berufsausbildung mit Abitur in Leuna. Als Lehrling gab es Werbegespräche für die SED, als Offizier der NVA und auch für das Wachregiment des MfS. Trotz Ablehnung meinerseits konnte ich an der Technischen Hochschule Merseburg studieren und anschließend als externer Doktorand promovieren. Schließlich schaffte ich es, immer noch in keiner Partei, bis zum Abteilungsleiter, was auch eine Ausnahme bildete. Dafür hatte man mir einen hauptamtlichen Parteisekretär zur Seite gestellt. Meine Entscheidung fiel aus weltanschaulichen Gründen für die Mitgliedschaft in der CDU. Natürlich war mir klar, dass es sich hierbei nicht um eine Oppositionspartei handelte. Trotzdem war es der CDU zu verdanken, dass es zum Beispiel so genannte „Spatensoldaten" gab, was in keinem anderen Staat des Warschauer Paktes möglich war. Nach wenigen Monaten trug man mir den Ortsgruppenvorsitz in Eibenstock an, welchen ich dann bis 1989 innehatte. In regelmäßigen Zusammenkünften beim SED-Ortsparteisekretär blieb kein Zweifel an der führenden Rolle dieser Partei und der damit verbundenen Entscheidungsstruktur. Zurückblickend stelle ich für mich fest, dass ich kein aktiver Widerstandskämpfer gegen das SED-Regime gewesen bin, ich mir aber auch nicht vorhalten lassen muss, ein Förderer gewesen zu sein.
Joachim Weiß, Geyer
(KN: Tillich war kein Bausoldat sondern Grenzsoldat an der "Friedensgrenze")
„Aushängeschild gebraucht"
Die DDR war eine Diktatur des Proletariats, die durch die Blockflöten ein demokratisches Aushängeschild brauchte. Ein Glück für Herrn Nolle, dass er nicht in der DDR gelebt hat und dass er nur in der CDU Karrieristen, Wendehälse und Janusköpfe gab und gibt. Ein Schelm, der bei Herrn Nolle nur parteipolitische Motive für die preiswerte (336 Seiten für 9,8o Euro), selbst gedruckte Aufklärungsschrift sieht. Ein Beispiel von vielen. Ich kenne viele linientreue Genossen, deren Kinder sich zum Teil sogar wegen der Eltern ganz anders entwickelt haben.
Helga Renner, Chemnitz
"Perfide Boshaftigkeit?"
Ist das nun der Gipfel der perfiden Boshaftigkeit, die uns Herr Nolle zumutet, oder wieder nur ein Zwi¬schenhoch auf seinem Kreuzzug gegen politisch anders Denkende. Ich meine, es ist an der Zeit ihm zu sagen, dass, wer lange im Dreck wühlt in der Gefahr steht, selbst schmutzig zu werden. Mir sind die Beweggründe von Herrn Nolle so zu agieren verschlossen, aber ein untrügliches Gespür, geschärft durch 5o Jahre Erfahrung hat mich gelehrt, dass Derartiges oft Ursachen in einer Persönlichkeitsstörung hat, die sich in genereller Boshaftigkeit äußert, oder ein probates Mittel ist, von den Leichen im eigenen Keller gezielt abzulenken. Menschen, die sich in der Geschichte als die einzigen, wahrhaften Heilsbringer darstellen, haben sich häufig als das ganze Gegenteil entpuppt. Es ist schon interessant zu sehen, wie ein gewählter Volksvertreter, mit sicherlich erheblichem zeitlichen Aufwand für Re¬cherchen und Schreiberei, seinen persönlichen Rachefeldzug betreibt, seinen persönlichen Nutzen aus der Vermarktung seines Buches zieht und dabei noch Werbeunterstützung durch die Medien erfährt.
Es ist aber sicherlich auch erlaubt zu fragen, wie er daneben noch die Zeit findet, seinen eigentlichen Aufgaben, die ihm sein Mandat vorschreibt, gerecht zu werden. Für mich bleibt der Wunsch und die Hoffnung, dass die geschmähten Politiker endlich den Weg finden, sich gegen derartigen Schmutz zur Wehr zu setzen, denn 20 Jahre nach der Wende braucht sich in diesem Land niemand mehr von einem selbst ernannten Hüter der Demokratie diffamieren zu lassen. Dies im Besonderen nicht, wenn er nachweislich zum Aufbau des selben beigetragen hat. Es bleibt auch der Wunsch, dass der Wähler endlich erkennt, dass dieses Land weiter jene vernünftige Sacharbeit braucht, die es vorwärtsgebracht hat, aber keine politischen Hetzer.
Detlef Klatt, Waldenburg
"Wahlpropaganda"
Herr Nolle sollte sich schämen, auf diese Weise Wahlpropaganda für die angeschlagene SPD zu machen. Wohlgemerkt, ich bin kein Anhänger einer Partei. Was hat denn die SPD in der DDR gemacht? Sie hat sich mit den Kommunisten zur SED vereinigt. Wie schnell man doch, vergisst.
Lothar Müller, Lengefeld
„Was stimmt und was nicht?”
Offenbar wird Herrn Nolle alles, was er schreibt mit Kusshand abgenommen, um die Bürgermeinung gegen die CDU anzuheizen. Wer aber prüft den Wahrheitsgehalt der Schriften? Mir ist die Frage in den Sinn gekommen, als ich las, dass mein ehemaliger Arbeitskollege Dr. Albrecht Buttolo in der Kampfgruppe gewesen sein soll. War er nämlich nicht. Was also stimmt bei Herrn Nolle alles noch nicht?"
Christine Hempel, Hohenstein-Ernstthal
siehe unten!
„Besser recherchieren”
Herr Nolle sollte besser recherchie¬ren. Herr Dr. Buttolo war zum Bei¬spiel niemals bei den Kampfgruppen der DDR sondern in der einzigen „Alternative", die es gab dafür, — in der Zivilverteidigung. Mein Mann und ich waren im gleichen Betrieb beschäftigt, wir wissen es also genau. Mein Mann hat Nächte mit Herrn Dr. Buttolo im ZV-Keller verbracht.
Elfriede Köhler, Hohenstein-Ernstthal
siehe unten!
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Sächsische Staatskanzlei
Medienservice Sachsen
24.11.2008
SMI – Innenpolitik
Albrecht Buttolo steht zu seiner DDR-Biographie
… einfaches Mitglied der Kampfgruppe…
Innenminister Albrecht Buttolo: Ich habe nie ein Geheimnis aus meinem Leben in der DDR gemacht. Es ist bereits lange bekannt, dass ich von 1973 bis ca.1978 einfaches Mitglied der Kampfgruppe ohne jede Funktion war. In der Mitgliedschaft bei den Kampfgruppen sah ich die Möglichkeit, dem obligatorischen Reservedienst in der NVA zu entgehen. Während meines Studiums hatte ich lediglich zwei sechswöchige Armeelehrgänge und es stand zu befürchten, dass ich möglicherweise mehrmals im Jahr zum Reservedienst gezogen worden wäre.
Diejenigen, die jetzt über DDR-Biographien richten, sollten sich die Zwänge und den ideologischen Druck dieser Zeit vergegenwärtigen.
1979 bin ich in die CDU eingetreten. Meine Frau und ich wohnten damals im Einzugsgebiet einer Schule, an der meine Frau auch als Musiklehrerin unterrichtete. In diese Schule gingen überproportional viele Kinder, deren Eltern für das Ministerium für Staatssicherheit arbeiteten. Wegen unserer Zugehörigkeit zur katholischen Kirche hatten wir die begründete Sorge, dass sich besonders für meine Frau berufliche Nachteile ergeben. Wir wollten durch den gemeinsamen Eintritt in die CDU die Möglichkeit haben, unsere Kinder katholisch zu erziehen und die die dortige Kirche zu besuchen.
Die friedliche Revolution brachte für mich die Chance, endlich wirklich mitgestalten zu können. In den vergangenen 19 Jahren hatte ich die Möglichkeit erst als Regierungsbevollmächtigter der de Maiziere-Regierung, dann als Abgeordneter des Sächsischen Landtages und später als Staatssekretär am Aufbau unseres Freistaates verantwortungsvoll mitarbeiten zu können.
Ich stehe zu meiner Biographie und habe nichts zu verbergen."