Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 19.05.2001

Über kurz oder lang

Sächsisch betrachtet, Glosse von Gunnar Saft
 
DRESDEN. WIE lange hält er dem eigentlich noch stand? Diese Frage beherrscht die Mitarbeiter der Staatskanzlei zurzeit wie keine andere. Sie ahnen, um wen es sich handelt? Falsch! Es geht um Biedenkopfs Regierungssprecher Michael Sagurna. Der ist erst seit wenigen Monaten Nichtraucher und seit dieser Woche mit einem Riesenproblem konfrontiert: Direkt vor seiner Haustür wurde jetzt ein prall gefüllter Zigarettenautomat aufgestellt. An dem muss sich Sagurna nun täglich vorbeischleppen, immer heftig gequält vom inneren Schweinehund. Merke: Nicht nur die Politik, sondern auch das schnöde Leben kann grausam sein.

ÜBEL spielte das Schicksal auch Dresdens amtierendem Oberbürgermeister mit. Herbert Wagner, der seit elf Jahren die Geschicke der Landeshauptstadt leitet, ist angetreten, sich zur Kommunalwahl das Mandat für weitere sieben Jahre zu besorgen. Aus dem Anlass werden überall in der Stadt Plakate mit seinem Konterfei geklebt. Leider fiel niemandem in seinem Team auf, dass zeitgleich eine Filmfirma für ihren neuesten Streifen wirbt. So prangt an jeder Litfasssäule neben Wagners Antlitz die Ankündigung: „Die Mumie kehrt zurück„ Wahlkampf kann richtig Spaß machen.

DASS Witzigkeit keine Grenzen kennt, beweist der SPD-Abgeordnete Karl Nolle. Der Druckereibesitzer und selbst ernannte Chefaufklärer in der Gästehausaffäre lüftete jetzt das Geheimnis, wer ihn mit den detaillierten Vorwürfen gegen den Biedenkopfschen Hofstaat versorgt. „Wahrheit 1„: Er habe sich mit Helmut Kohl während eines Weight-Watchers-Seminar am Wolfgangsee auf einen Handel geeinigt. Für brisante Infos gegen dessen Lieblingsfeind Biedenkopf, will Nolle dem Ex-Kanzler dank bestochener Küchenkräfte geheime Diät-Rezepte von Ingrid Biedenkopf besorgen. „Wahrheit 2„: Als Gegenleistung für den Gratis-Druck von 1 000 Exemplaren des Kommunistischen Manifestes (Chiemsee-Sommerresidenz-Ausgabe)< habe ihm der KGB zwei Wanzen überlassen, die bereits in der Schevenstraße installiert seien. Eine unter der Kochplatte in der Gemeinschaftsküche, die andere im Triebwagen der Modelleisenbahn des Regierungschefs. Die Krise und auch Nolle sind nun nicht mehr aufzuhalten. Lang lebe der brutalstmögliche Klamauk!
(Gunnar Saft)

Karl Nolle im Webseitentest
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