Dresdner Morgenpost, 29.05.2001
SPD-Spitze rüffelt Biedenkopf-Angreifer Nolle
Spekulation mit rot-roter Koalition
DRESDEN – Der SPD-Landtagsabgeordnete
Karl Nolle, bekannt für heftige Angriffe gegen Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU), stößt bei seiner eigenen Partei zunehmend auf Granit. Die sächsische SPD-Spitze erteilte ihm gestern einen heftigen Rüffel für seine Spekulation mit einer rot-roten Koalition.
Die Landesvorsitzende Constanze Krehl bezeichnete Nolles Forderung nach" Neuwahl als Reaktion auf den Rechnungshofbericht zu Biedenkopf als „völlig absurd". Immerhin wäre dazu eine unerreichbare Zweidrittelmehrheit im Landtag nötig.
„Außerdem wird die SPD nie Juniorpartner unter einem PDS-Ministerpräsidenten Porsch", versicherte Frau Krehl. Die Koalitionsfrage stelle sich allenfalls nach der Wahl, und sie werde dann „nicht von Nolle entschieden".
Thomas Jurk, Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion, assistierte mit der Erklärung, Nolles Vorstellungen seien für die SPD „strategisch nicht dienlich".
Zu Biedenkopfs Gästehaus-Affäre drängten beide auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses. Sie stellten Biedenkopfs Rücktritt als überfällig dar. Jurk hielt ihm vor, schon Mitte der 80er Jahre in Nordrhein-Westfalen die dortige CDU als „Scherbenhaufen" hinterlassen zu haben.
(öse)