Dresdner Morgenpost, 31.05.2001
Bügeln im Gästehaus
Kommentar von Stefan Rössel
DRESDEN. Nun wissen wir es genau: Das Bügeln war der wichtigste Service, den das Ehepaar Biedenkopf im Regierungs-Gästehaus in der Dresdner Schevenstraße privat in Anspruch nahm. Durchschnittlich viereinhalb Stunden pro Woche. Dann noch einmal drei Stunden für die Garderobe von Frau Ingrid usw.
Und wir wissen auch genau, dass dies der erste Versuch war, die Leistungen auszurechnen, die das prominente Paar privat in Anspruch nahm. Sie selbst forderten die hofstaatliche Umsorgung als Selbstverständlichkeit ein.
So selbstverständlich, dass der Ministerpräsident glaubt, er könne nun die Unterbringung des Personenschutzes in seinem Sommersitz am Chiemsee zehn Jahre rückwirkend berechnen. 70 Quadratmeter á 15 Mark. Damit zeigt Biedenkopf, dass er den Blick für die politische Realität völlig verloren hat.
Der Rechnungshof hält trotzdem höhere Forderungen für Vergangenheit wie Zukunft an Biedenkopf für nötig. Da gibt es ein Problem: Wer kann das dem alten Herrn noch vermitteln, der sich persönlich verfolgt fühlt?
(Stefan Rössel)