Dresdner Morgenpost, 06.06.2001
Biedenkopf sucht neue Bleibe
Besichtigungstour am Elbhang
Radebeul. Schon Anfang Juli könnte Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) umziehne. Am Radebeuler Lößnitzhang besichtigte er eine neue Villa. Das Anwesen ist ideal: Es gehört dem superreichen Chef der Tengelmann-Gruppe und ist für seine Zwecke mit bester Sicherheitstechnik ausgestattet. Zwei Wohnungen sind frei. Die Regierung will das Gästehaus, in dem Biedenkopf bisher wohnt, möglichst bald loswerden.
Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) hat begonnen, erste Konsequenzen aus seiner Gästehaus-Affäre zu ziehen. Er will so schnell wie möglich aus dem Anwesen in der Dresdner Schevenstraße ausziehen. Eine mögliche neue Bleibe hat er bereits besichtigt.
Das Anwesen liegt im Westteil von Radebeul am Lößnitzhang, ist gut geschützt in einem riesigen Parkgrundstück und hieß früher „Haus Friedsteinburg“. Es gehört einem gewissen Erivan Haub. Der ist Chef der Tengelmann-Gruppe mit so bekannten Unternehmen wie OBI-Baumarkt oder den Lebensmittelketten Plus und A&P. Und er zählt zu den zehn reichsten Deutschen mit einem geschätzten Vermögen in zweistelliger Milliarden Höhe (mehr als 10 000 000 000 Mark, ein Drittel des sächsischen Staatshaushalts).
Am Sonnabend begutachtete Biedenkopf den Bau schon einmal. Es sieht gut aus: Nur der Hausmeister wohnt darin. Zwei Wohnungen, die miteinander verbunden werden können, stehen leer. Denn Herr Haub (68) wird in seiner Konzernzentrale in Mülheim/Ruhr gebraucht. Schon Anfang Juli könnte Biedenkopf einziehen.
Offiziell wird Stillschweigen über das Projekt Umzug gewahrt. Der Stellvertretende Regierungssprecher Hartmut Häckel versuchte es gestern mit einer Art Dementi: „Eine Ente!“, sagte er der Morgenpost. Chefsprecher Michael Sagurna hatte kürzlich abgewiegelt, die Villensuche sei „höchstens eine private Voranfrage“. Biedenkopfs Vertrauter Fritz Hähle, der CDU-Landesvorsitzende, sagte der Morgenpost gestern nur: „Dazu müsste er selber etwas sagen.“
(Stefan Rössel)