Sächsische Zeitung, 17.11.2001
Fouls und Eigentore
Biedenkopfs Eisenbahn und Gütertrennung
DASS Sachsen 2012 die Olympiade ausrichten will, ist eine tolle Sache. Doch unsere Politiker sollten bis dahin kräftig trainieren. Mit ihrem Sportsgeist steht es nämlich nicht zum Besten. Nehmen wir nur CDU-Landeschef Georg Milbradt und Ministerpräsident Kurt Biedenkopf. Beide Politiker - in eisiger Freundschaft verbunden - haben für nächste Woche Sachsens Journalisten zum Gespräch geladen. Weil beide zwar das CDU-Trikot tragen, sich aber kaum noch die Bälle zuspielen, überschnitten sich die Termine: Gleicher Tag, gleiche Stunde, zwei verschiedene Orte. Die Medienvertreter waren entzückt. Das absehbare Duell um die jeweils meisten Gäste versprach eine fette Schlagzeile. Leider warf aber der CDU-Chef das Handtuch und verschob. In der Staatskanzlei wird nun triumphiert: Vorteil Biedenkopf, glaubt man. Milbradt-Fans schießen süffisant zurück. Jeder wisse, wer beim Streiten nachgebe. . . (...)
IMMER noch besser als ein Eigentor. So sollte Regierungssprecher Michael Sagurna jetzt nur erklären,
warum der Ministerpräsident zwar umgezogen ist, aber noch viel von seinem Hausrat im Regierungsgästehaus steht. Als Sagurna genervt aufzählte, dass es sich dabei wahrscheinlich um Porzellan, Uhren oder Biedenkopfs Modelleisenbahn handelt, wollte er dem Spuk schnell ein Ende machen. "Falls auch das jemand wissen will, Biedenkopfs leben noch nicht in Gütertrennung." Doch der Schuss ging nach hinten los und die Pressekonferenz in die Verlängerung, weil der Scherz ernsthaft hinterfragt wurde.
(Von Gunnar Saft)