DNN, 14.12.2001
Nichts gelernt
Kohl, Biedenkopf und die Macht
Nicht einmal „ausverkauft" war die letzte Vernehmung des Dr. Helmut Kohl vor dem Spenden-Untersuchungsausschuss. Freie Plätze im Plenum - es gibt längst Wichtigeres zu tun, als den kruden Erklärungen des Ehrenwort-Gebers und Spenden-Nehmers zu lauschen.
Weil die Koalitionsmitglieder im Ausschuss über parteiische Polemik wieder einmal nicht hinaus kamen, fiel es dem Alt-Kanzler nicht schwer, sein Stückchen zu spielen. Bestechlich sei die Regierung nicht gewesen. Wollen wir das mal glauben. Die Spender nennt er nicht. Mit Schäuble bezweifeln auch viele andere, ob es die je gab. Schaden fügte der Pfälzer dem Rechtsempfinden der Bürger und seiner CDU zu.
Kohl verlässt den Ausschuss als freier und schuldiger Mann. Es zeugt von seiner Weltfremdheit, dass er prompt nichts Besseres zu tun hatte, als Überlegungen für den nächsten CDU-Wahlsieg anzustellen. Kohl hat nicht viel gelernt.
Zumindest das verbindet ihn mit seinem Ex-Intimus und Ex-Gegner Biedenkopf. Dessen Beharren auf dem Amt und auf feudaler Zuteilung von Geben und Nehmen ist bestenfalls weltfremd zu nennen.
Die Bundes-CDU hat sich von Kohl emanzipiert. Der Sachsen-CDU fehlt noch immer der mutige Schritt zum letzten Schnitt.
Kohl stört die Kreise nur noch von außen. Amtsinhaber Biedenkopf sorgt unvermindert für Entgeisterung bei Freunden und für Betroffenheit bei denen, die bisher stolz empfanden, wie in Sachsen Politik und Erfolg verbunden waren. Für ihn gilt: Es ist nicht, es war Zeit, zu gehen. Kohl und Biedenkopf sind faktisch abgeschlossene Kapitel für die CDU. Kohl ist draußen. Wann nimmt Ingrid ihren Hut - und Kurt Hans an die Hand?
(Dieter Wonka)