Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 15.12.2001

Biedenkopf: Gipfel der Peinlichkeit

Kommentar von Christian Striefler
 
Nur für einen kurzen Augenblick sollte man sich dies einmal vorstellen: Statt Kurt Biedenkopf und seiner Frau hätte Bundeskanzler Gerhard Schröder oder Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber wegen Rabatthandels für bundesweite Schlagzeilen gesorgt. Dann wird einem klar, wie bizarr die Situation im Freistaat Sachsen mittlerweile ist.

Ein Jahr der Stagnation geht zu Ende. Statt die Probleme des Landes zu lösen, beschäftigt Biedenkopf sich mit einer Affäre nach der anderen. Im Kabinett, vor der Fraktion, im Parlament und vor der Presse muss er zu einer Sonderbehandlung an der Ladentheke Stellung nehmen.

Die Politik in Sachsen kennt kein anderes Thema mehr. Satiresendungen beschäftigen sich damit. Offenbar ist der Sinn für das wirkliche Leben abhanden gekommen. Und Biedenkopf versucht eine Entschuldigung für 15 Prozent Preisnachlaß bei Ikea und Karstadt zu finden.

Ausschließlich um Geld für karitative Zwecke zur Verfügung zu ha-ben, hätte
seine Frau Rabatte mit vielen Geschäften für Ihre Privateinkäufe ausgehandelt, erklärte er am Freitag. Man mag das glauben oder nicht. Aber wenn es stimmte, bliebe die Erklärung grotesk. Es sollte für, Wohlhabende selbstverständlich sein, einen Teil ihres Einkommens zu spenden. So etwas macht man. Aber man spricht nicht darüber.

Was aber ist von den neuen Sitten zu halten? Man spendet nur das, was man zuvor durch Rabatte heraus geholt hat. Rabatte, die einem nur deshalb gewährt wurden, weil man der bekannteste Politiker des Freistaates ist. Ein Opfer ist die Spende dann wohl kaum noch. Man kann für Biedenkopf nur hoffen, dass er in diesem Fall die Unwahrheit gesagt hat.

striefler.christian@dd-v.de

Karl Nolle im Webseitentest
der Landtagsabgeordneten: