MOPO Dresden, 23.12.2001
Biedenkopf-Getreue betteln um Solidarität - Biedenkopf soll Steuern nachzahlen
Leroff: "... bitte ich Sie, Kurt Biedenkopf ein paar Zeilen zu schreiben"
FAKSIMILE: Bitt-Brief des parlamentarischen Geschäftsführers der CDU-Landtagsfraktion, Klaus Leroff, an Parteifreunde der CDU-Sachsen: "Schreiben Sie Kurt Biedenkopf ein paar nette Zeilen."
DRESDEN - Geht er oder geht er nicht? Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) steht seit der Rabatt-Affäre unter Druck. Zu Weihnachten sollen ihn seine Parteigenossen jetzt Trost spenden.
Das jedenfalls fordert nun Klaus Leroff, Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion, von Parteifreunden und verschickt derzeit Bitt-Briefe:
"Biedenkopf ist verbittert und enttäuscht. Deshalb bitte ich Sie, ihm den Rücken zu stärken und ein paar nette Zeilen zu senden."
"Wie sehr muss das Ansehen Biedenkopfs inzwischen auf den Hund gekommen sein, wenn er es nötig hat, sich durch bestellte Solidaritätsadressen die Zuneigung seiner Partei zu versichern - wie bei früheren DDR--Staatsratsvorsitzenden", kommentiert SPD Landtagsabgeordneter
Karl Nolle die Hilfsanweisung.
Zudem fordert auch noch Sachsens Steuerzahlerbund, dass Biedenkopf die 50.000 Mark versteuert, die ihm zur Ausrichtung seines 70. Geburtstages im Jahr 2000 aus der Landeskasse spendiert worden waren. "Da kann Biedenkopf keine Sonderbehandlung erwarten", bekräftigt Präsident Thomas Meyer.
Jetzt legen sogar führende CDU-Politiker aus ganz Deutschland dem sächsischen Ministerpräsidenten den Rücktritt nahe. „Biedenkopf sollte über Weihnachten mal nachdenken, ob er sich selbst einen Gefallen tut, wenn er im Amt bleibt", sagt Jens Eckhoff, CDU-Fraktionsvorsitzender in der Bremischen Bürgerschaft, Baden-Württembergs CDU-Generalsekretär Volker Kauder, war gerade selbst bei IKEA einkaufen. "ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, Rabatt zu verlangen!" thüringische CDU-Bundestagsabgeordnete Vera Lengsfeld wirft Biedenkopf vor, die Wahl-Chancen der Sachsen zu mindern. „Er sollte seinen Rückzug aus dem Amt beschleunigen."
"Und wenn es stimmt, dass Biedenkopf vor dem Kabinett die Unwahrheit gesagt hat, wäre fast schon der Tatbestand der Täuschung erfüllt", meint der rheinlandpfälzische CDU-Parlamentarier Werner Wittlich
(von Harald Dassler)